Interview mit Naser Payendi, zukünftiger Bewohner Freihams.
Naser und Nazila können es kaum erwarten mit ihren drei Töchtern Setayesh (12), Niayesh (10) und Sofia (5) ihre Wohnung in Freiham zu beziehen. Von ihrem Weg nach Deutschland und wie sie auf die Progeno gestoßen sind, erzählt Naser in diesem Gespräch.
Wie seid ihr zur Progeno gekommen?
Seit 4 Jahren sind wir mit einer deutschen Familie befreundet, die uns bei der Integration in Deutschland unterstützt. Sie haben uns empfohlen einer Wohnungsgenossenschaft beizutreten. Ich habe mich daraufhin online zum Thema informiert und bin auf die Progeno gestoßen. Anschließend haben wir uns mit einer E-Mail bei euch beworben und auch eine Einladung zum Info-Abend in der Klösterl Apotheke erhalten. Dort war ich mit Sebastian (Teil der befreundeten Familie, Anm. d. Red.) da ich nicht so gut deutsch spreche und verstehe. Er hat mir währenddessen und hinterher noch viel erklärt. Meine Familie und ich haben uns dann für die Progeno entschieden.
„Auf unserem Weg haben wir mehr als 10 Länder durchquert“
Wie seid ihr nach Deutschland gekommen?
Da wir in unserem Heimatland in Afghanistan Probleme hatten, haben wir im Iran gewohnt. Von dort haben wir uns dann entschieden nach Deutschland zu gehen. Auf unserem Weg haben wir mehr als 10 Länder durchquert, darunter Iran, Türkei, Griechenland, Serbien, Kroatien, Mazedonien, Österreich, Deutschland, die anderen habe ich vergessen. Wir waren unterwegs zu Fuß, mit dem Bus, mit dem Zug, mit dem Boot, über Land und Wasser. Zwischendurch haben wir uns als Familie auch einmal verloren, aber zum Glück bald wieder gefunden. Mit zwei kleinen Kindern und einer schwangeren Frau war das alles sehr schwierig für uns. Es war keine so gute Erfahrung.
Du sagst ihr seid ursprünglich aus Afghanistan, wie kam es, dass ihr im Iran gewohnt habt?
Wir sind wie Marco Polo (lacht). Meine Frau und ich sind in Afghanistan geboren, meine zwei größeren Töchter sind im Iran geboren und meine Jüngste ist in Deutschland geboren, bi-kulturell sozusagen. Wir haben schon längere Zeit im Iran gelebt. Aus Afghanistan mussten wir damals weg, da wir dort Feinde hatten und fliehen mussten. Seit dem 01.12.2015 sind wir in Deutschland. Wir sind damals von Österreich direkt nach München gekommen.
Was haben deine Frau Nazila und du denn beruflich im Iran, bzw. in Afghanistan gemacht?
Ich hatte ein Handy-Geschäft, Nazila ist Hausfrau, wie die meisten Frauen im Iran und in Afghanistan.
Habt ihr in Deutschland eine berufliche Perspektive?
Ich habe deutsch bis B2 gelernt (Goethe-Zertifikat B2 ist eine Deutschprüfung, Anm. d. Red.). Meine Töchter gehen auf die Real-, bzw. Grundschule, denen fällt die Sprache viel leichter. Aber du hattest gefragt, was ich beruflich machen möchte. Kommende Woche habe ich ein Bewerbungsgespräch für eine Ausbildung als Busfahrer.
„Mein Motto lautet: Der Mensch stirbt ohne Hoffnung“
Wie wohnt ihr denn momentan?
Das ist eine gute Frage. Wir leben momentan in einer Gemeinschaftsunterkunft. Hier gibt es viele verschiedene Kulturen, es ist sehr schwierig. Wir leben hier seit 5 Jahren, im Iran hatten wir eine eigene Wohnung. Wir leben als 5-köpfige Familie in 3 Zimmern mit jeweils 10-12 m², Gemeinschaftsbad und Gemeinschaftsküche teilen wir mit den anderen Bewohnern. Wir haben Glück gehabt, dass wir gute Nachbarn hatten und haben. Wir warten sehr ungeduldig auf unsere Wohnung in Freiham.
Die Verzögerung im Bau in Freiham trifft euch sicherlich besonders hart.
Wir warten. Mein Motto lautet: Der Mensch stirbt ohne Hoffnung. Also, solange ich Hoffnung habe ist alles in Ordnung.
Was bedeutet das Projekt Freiham für euch als Familie?
Ich kannte das Konzept Genossenschaft vorher nicht. Ich finde es sehr toll unsere zukünftigen Nachbarn kennen zu lernen bevor wir dort wohnen. Das halte ich für eine sehr gute Idee. Das Jahr 2020 war für alle Menschen sehr schwierig, besonders für uns. Sobald bei uns in der Unterkunft eine Person infiziert ist, müssen alle Bewohner in Quarantäne. Vor Corona hatten wir viel mehr Möglichkeiten uns auf Veranstaltungen und Treffen besser kennen zu lernen. Da ich nicht so gut deutsch kann, nehme ich nicht so oft an unseren Online-Treffen teil. Ich habe hier in der Unterkunft auch kein Internet. Um dieses Online Interview zu machen, habe ich auch vorher eine Internet-Verbindung besorgt.
Naser, hast du noch etwas auf dem Herzen?
Meine Familie und ich haben noch ein Anliegen: Unsere Familie besteht aus 5 Personen, bald aus 6. Bis unsere Wohnung in Freiham fertig ist (voraussichtlich Q4 2022, Anm. d. Red.) suchen wir ganz dringend eine Wohnung, um die Wartezeit zu überbrücken. Wenn jemand einen Tipp für uns hat oder uns hier weiterhelfen kann wären wir dafür sehr dankbar.
Grischa Pfeffer | Fotos: Naser und Nazila Payendi



