Was und wen treibt den AK Waschen um und an?
Claudia Hautkappe und Regina Cugat Schoch, zwei überzeugte Luftrocknerinnen, plaudern aus dem AK-Nähkästchen, ermuntert von Felizitas Mussenbrock-Strauß. Ein Menge Vorarbeit wird hier geleistet, wobei das Vergnügen nicht zu kurz kommt, auch wenn die eine oder andere Frage noch offen ist.
Guten Abend. Bin sehr erfreut, dass ihr euch gefunden habt auf meiner Suche nach
Interviewpartnern. Ich habe es ja schon erwähnt – ich finde unser Thema deshalb ein
interessantes, da wir diese Fragestellung im Prinz-Eugen-Park nicht haben. Es ist gut, immer
wieder Themen ins Magazin zu bringen, die neu sind. Im Magazin ist es textlich verdichtet
und ansprechend gestaltet. Wie werden wir uns nach 20 Ausgaben freuen zu entdecken, was sich alles ereignet hat!
Meine Frage nun zum Thema: Wie kamt ihr zu diesem AK? Gab es einen Anlaß?

Claudia: Ich habe mich einfach eingetragen, als ich bei der Progeno Mitglied wurde – habe geschaut, bei welchen AK’s die anderen schon dabei sind. Der einzige AK mit einer Person war dann dieser; ich wollte diese arme Person unterstützen und kennenlernen. Dann gab es
ziemlich bald den Moment, dass ich Angelika Timmer als sehr aktives Mitglied erlebt habe
und sie fragte, ob sie nicht mitmachen will. Wir zwei haben zusammen bei einem Kennen-lernen Treffen einen Stand eröffnet – da kam dann die liebe Regina vorbei. So haben wir uns kennengelernt.

Wisst ihr denn, wer den AK initiiert hat?
Claudia: Ich vermute Philipp, da der Waschsalon zum Konzept der Progeno-Bewerbung für Freiham gehört. Ich war angefixt von der Vision, die Philipp in einer der ersten Treffen in den Raum gestellt hatte: “Waschen für lau!” Wer sich an dem gemeinschaftlichen Konzept beteiligt, d. h. bereit ist zu sharen und damit darauf verzichtet, mit der eigenen Maschine Platz wegzunehmen, wer also genau das tut, was er mit dem Auto auch tun sollte, die bekommen quasi als Belohnung den freien Zugang zum Waschsalon!
Und um welche Räume geht es da?
Claudia: Es sind zwei Baugrundstücke mit zwei ebenerdigen Waschsalons. Wobei der eine Waschsalon auf dem WA4 gerade jetzt für eine andere Nutzung freigegeben wird, da sich nicht genügend Waschsalon-Interessenten fanden. Der zweite befindet sich im WA9 Mitte – geöffnet zum Dorfplatz hin.
Wie groß sind diese beiden Räume?
Regina: Der kleine Raum in WA 4, der eben als FleX-Raum umgedacht wird, hat 13 qm. Der größere Raum hat ca. 20 qm. Diesen nennen wir Waschsalon – er wird ausschließlich gemeinschaftlich genutzt. Unter Waschraum verstehen wir die Räume in den jeweiligen Kellern, die mit den privaten Maschinen ausgestattet werden und vielleicht zum Teil privat geteilt werden als Sharing-Maschinen. Im Moment planen wir, dass in WA4 im Keller eine Profi-Maschine und ein Profi-Trockner als Ersatz für den frei-gegebenen Waschsalon steht. Im Waschsalon im WA9 ist eine Vollausstattung mit vier Profi-Wasch-maschinen unterschiedlicher Beladung sowie zwei bis vier Profi-Wäschetrockner passender Beladung
geplant.
Wieviele Person sind jetzt aktiv?
Claudia: Ich habe neun Leute gezählt.
Mit welchen Fragen beschäftigt ihr euch eben im AK?
Claudia: Das Spiel mit Kosten und Gewohnheiten und auch Themen wie Grundriss und Gerechtigkeit, also völlig wild von den Skills her; Hardware und Software – ist beides gefragt.
Nicht dass es irgendwelche Konflikte gibt, nur für unsere Wünsche müsste der Waschsalon im WA9 eigentlich Ballsaal Größe haben.
Was ist denn die größte Herausforderung für euch? Ihr habt da ja ein umfangreiches Portfolio an Themen aufgerissen.?
Claudia: Ja, wir stellen immer fest, dass Wunsch und Realität natürlich zwei Sachen sind, die gerne mal aufeinander knallen. Nicht dass es irgendwelche Konflikte gibt, nur für unsere Wünsche müsste der Waschsalon im WA9 eigentlich Ballsaal Größe haben. Dann haben wir unterschiedliche Informations-stände. Die Leute unter- oder überschätzen, was zum Beispiel was kostet. Oder die Frage: Wie ist das zum Beipiel, wenn wir das einfach alle gleichmäßig bezahlen, über welche Summe reden wir? Überschlagsmäßig würde der Betrieb des Waschsalons 18 € jährlich je Wohneinheit kosten (ohne Maschinenanschaffung); die Nutzerinnen und Nutzer des Waschsalons sollten dann nichts eigens zahlen. Das wäre ein Anreiz, auf eine private Maschine mit eigener Abrechnung zu verzichten. Alle könnten Zugriff bei dringendem Bedarf auf den Waschsalon haben (z. B. bei erhöhtem Waschbedarf beim Besuch der ganze Verwandtschaft, oder bei Magen-Darm-Infekt).
Also die 18 € als Teil der allgemeinen Nebenkosten-Umlage?
Regina: Da gibt es eben unterschiedliche Auffassungen. Es gibt die Aussage von Philipp, der sagt, “Waschen für lau!”, wer auf eine eigene Maschine verzichtet, nutzt den Waschsalon kostenfrei. Das ist ehrlich gesagt auch mein, Claudias und Angelikas Lieblingsmodell, denn es belohnt ökologisches Verhalten radikal. Dennoch innerhalb der Waschsalon Gruppe und auch der Baugruppe gibt es dazu unterschiedliche Ansichten wegen diverser Befürchtungen. Daraufhin haben Claudia und ich uns zusammengesetzt und haben überlegt: Was kosten die Maschinen, wenn sie zwölf Stunden durchlaufen? Wir haben grob überschlagen, dann die Summe durch alle Haushalte geteilt und sind so auf diesen fiktiven Betrag gekommen – ohne Anschaffung und Reparaturen der Maschinen. Es ist ein geschätzter Wert.
Wie sieht es mit der Ausstattung aus?
Regina: Da schwanken wir ein bisschen: Ursprünglich sind wir von einer Vollausstattung ausgegangen. Dann gab es im AK Diskussionen, ob es nicht besser ist, stufenweise zu starten. Nun sind wir wieder auf dem Stand der Vollausstattung, also vier Maschinen, davon mindestens eine ganz große, zwei kleine und eventuell eine mittlere, dazu vier Trockner. Da haben wir ein bisschen ein ideologisches Problem: Wir sind eine hoch ökologische Baugenossenschaft, wir haben hoch ökologische Wohnhäuser, aber nicht dafür gesorgt, dass es ausreichend Platz gibt für Möglichkeiten für das Luft-Trocknen, also für Leinen, Wäschespinnen etc.

Claudia: Ja, wir haben einige überzeugte Lufttrockner unter uns – inklusive Beachtung der
Mondphasen! Wäre auch gut für das Raumklima. Allerdings ist bei einem Treffen die Angst
vor “italienischen Verhältnissen” hoch gekocht, also wildes und buntes Leinengewirr!
Habt ihr Tipps als Lessons learned für ein nächstes Projekt neben dem Lufttrocknen?
Regina: Ja, dass von Beginn an kommuniziert wird, dass die Umlage für den Waschsalon Teil der Gesamtumlage ist, da es zum Konzept der Genossenschaft gehört. Sharing wird belohnt! Der Wasch-salon dient ja zudem neben der Waschmöglichkeit als Kommunikationsraum für informelle Treffen, also als Umschlagplatz für alle relevanten sozialen Informationen. Unser Dorfbrunnen für alle „Waschweiber“ und „Waschmannsbilder“ … (lacht)
Claudia: Apropos – irgendwann haben wir uns im AK schlagartig verdoppelt. In einem Baugruppen Treffen habe ich gesagt, dass wir gern noch tatkräftige Unterstützung hätten. Es ginge auch nicht nur ums Waschen. Wir könnten uns ja was Lustiges ausdenken, was dort auch stattfinden könnte. Wie wäre es mit Gin destillieren? Und plötzlich hatten wir drei Kerle dabei: Manuel, Matthias und Till, wodurch auch eine gewisse Strukturierung eingetreten ist.
Unser Dorfbrunnen für alle „Waschweiber“ und „Waschmannsbilder“ …
Habt ihr euch dann die Aufgabenbereiche aufgeteilt?
Regina: Nein, nicht wirklich; mein Ding ist die Moderation und das Antreiben und Claudia und Angelika geben ganz viel kreativen Input. Manuel ist Sozialwissenschaftler, der gern
professionelle Umfragen macht mit Grafiken und Charts, er arbeitet im Marketingbereich. Till
hat aus der Tourismusbranche viel Expertise in Belegungs-Tools und Berechnungen.
Matthias ist sehr genau und hinterfragt immer sehr kritisch, unterstützt von Rosi. Erst kurz
dabei sind Angela und Irene und Manuela freut sich wenn’s live losgeht und sie sich vor Ort
einbringen kann.
Ihr sortiert euch also vom beruflichen Hintergrund und von der Persönlichkeit her – das klingt nach einem guten Match, da alle ihre jeweiligen Kompetenzen einbringen können; so muss eine Aufteilung gar nicht groß organisiert werden. Was ist der größte Spaß an der Arbeit im AK?
Claudia: Das Miteinander mit den anderen!
Regina: Ja, sich kennen- und sich schätzen lernen und auch eben sich stärken. Das finde ich wirklich einfach klasse. Wir haben durchaus auch schon ganz schöne Reibungen gehabt innerhalb des AK’s . Dann sitzt man beim nächsten Treffen wieder zusammen und es ist einfach wieder gut. Also trotz oder vielleicht sogar wegen der Reibung?
Ja, wenn Reibungen und Konflikte gut durchgestanden sind, dann stärkt das auch immer für’s Weitere. Ehrenamt muss hauptsächlich Spaß machen – das ist der Hauptantrieb, neben dem erfüllenden Moment, dass man zusammen was Sinniges macht. Habt ihr denn noch Schnittstellen zu anderen AKs?
Regina: Ja, wir haben Schnittstellen zum Gemeinschaftsraum, zum Verein und zur Projektleitung. Und natürlich zur Baugruppe: Welche Punkte müssen reingetragen und welche Entscheidungen dort getroffen werden?
Ja, dass viel Kommunikation stattfindet, halt wie am Dorfbrunnen .. einfach viel Bewegung und Austausch, so dass sich nicht nur die Wäsche bewegt, sondern auch unsere Geister!!
Claudia: Noch eine Sache zu den Lessons Learned – es wäre toll, gleich am Anfang eine Budget-Orientierungsgröße zu bekommen. Nicht dass wir uns erst den totalen Kopf machen und kalkulieren und suchen und vergleichen, um möglichst wenig Geld ausgeben zu müssen. Und dann kommt raus, dass es ein üppiges Budget gibt für eine beste Ausstattung. Aber klar, es ist nicht leicht für die Projektleitung, soweit im Voraus die Kosten genau zu kalkulieren bei diesen Unwägbarkeiten beim Bau – inklusive den Folgen der geplanten U-Bahn.
Meine letzte Frage: Welche Wunschvorstellung habt ihr vom Waschsalon in seiner besten Form?
Claudia: Als eine Möglichkeit, wo man immer hingehen kann. Und wenn’s nur wäre, um ein
paar Magazine zu blättern und mit jemandem zu plaudern.

Regina: Ja, dass viel Kommunikation stattfindet, halt wie am Dorfbrunnen, und auch Hand und Nähmaschinen-Arbeit, Comedy wie in Nightwash oder Kleinstkunst. Einfach viel Bewegung und Austausch, so dass sich nicht nur die Wäsche bewegt, sondern auch unsere Geister!!
Das ist ein gutes Motto, das nehme ich als Schlusswort!
