Unser Ramadama – das Highlight der Selbstverwaltung

Interview mit Doris Leonhardt und Jan Günther, Orgateam des AK Selbstverwaltung im Prinz-Eugen-Park

Kolja Barembruch, zukünftiger Freihamer Bewohner, erkundigt sich als Mitglied des AK Selbstverwaltung Freiham nach den Erfahrungen mit unserem Ramadama.

Felizitas: Bevor Kolja mit den Fragen an euch starten kann, will ich kurz den Kontext erläutern: In Vor-bereitung des baldigen Bezug unseres Freihamer Projektes (Herbst 2020 geplanter Einzug ins WA4, Ende 2022/Anfang 2032 dann der Bezug von WA9) hatte ich Ende des Jahres 2021 in der Freihamer Baugruppe das Thema Selbstverwaltung vorgestellt. Daraufhin hatten sich auf einen Schlag 14 Leute gemeldet (sehr erfreulich!), die gern analog zu unserem AK Selbstverwaltung diesen für die Freihamer Truppe bilden möchten. Bisher hatten wir zwei Treffen: Ein Kennenlerntreffen mit dem Zusammentragen der Aufgabengebieten und ein zweites, aus dem der AK Wartung und Schäden entstand und der Vorstellung unseres Arbeitsstandes in der Baugruppe. Als ein wichtiges Element im Rahmen der Selbstverwaltung steht nun der Ramadama für uns im Mittelpunkt. Könnt ihr euch zu Beginn kurz vorstellen.

Doris: Ich wohne von Anfang an im Prinz-Eugen-Park und bin hier im AK Selbstverwaltung als Orga-Kopf tätig; ich arbeite bei einem großen Baumaschinenhersteller und bin gerade etwas im Stress, da ich für den Live-Gang von 28 Websites verantwortlich bin, wobei natürlich nichts so funktioniert, wie es sollte.

Jan: Auch ich wohne von Anfang an hier im Prinz-Eugen-Park, mit meiner Frau Nicole und unseren zwei Jungs. Bin neben meinem Mittun im AK Selbstverwaltung im Außenraum tätig und außerdem im Aufsichtsrat. Beruflich bin ich Landschaftsarchitekt; unser Büro hat in Freiham die Außenanlagen geplant, deren Umsetzung demnächst starten wird.

Ich bin jetzt seit zwei Jahren bei der Progeno, bin nicht verheiratet und werde alleine einziehen. Gelernt habe ich zunächst Elektroinstallateur und bin danach im Büro gelandet als Elektrokonstrukteur.

Felizitas: Oh, sehr gut – praktische Leute gibt es viel zu wenige! Damit übergebe ich auch gleich an Kolja zum Fragen stellen.

Doris bei der Vorbesprechung im Gemeinschaftsraum

In Freiham bin ich im AK Selbstverwaltung, mit dem wir ja schon zwei Treffen hatten, um uns klar zu werden, welche Aufgaben wir als AK haben. Besonders interessiert uns die Frage, wie ihr das mit dem Ramadama macht. Stand vor dem ersten Mal fest, dass es so etwas geben muss wie den Ramadama? Oder ist das erst gewachsen, als man merkte, dass es irgendwie nötig ist?

Doris: Wir hatten relativ früh gemerkt, dass es Arbeiten gibt, die nicht wöchentlich oder monatlich gemacht werden müssen, sondern nur alle halbe Jahre anstehen. Dafür haben wir gleich nach unserem Einzug den Ramadama installiert, den wir seitdem halbjährlich durchführen. Gleich anfangs hatten wir auch die Idee, dass wir nach der gemeinsamen Arbeit auf jeden Fall zusammen grillen und feiern.

Sind die Aufgaben im Laufe der Zeit gewachsen? Oder habt ihr vorher überlegt und gleich eingeteilt, welche Aufgaben alle Halbjahr genügen und welche intensiviert werden müssen?

Jan: Nein, die richtige Einteilung hatten wir glücklicherweise bereits festgelegt. Es gibt Aufgaben, die eben nicht im Rahmen der normalen Einteilungsliste (also wöchentlich, vierzehntätig oder monatlich) erledigt werden können oder müssen; manche Dinge fallen nur jährlich an, z. B. das Ausfegen der Fahrradräume, da es doch ein großer Aufwand ist, die Räume für einen Tag zu leeren. Das Streichen der Kellergänge genügt hoffentlich nur alle paar Jahre. Und Arbeiten, wie z. B. das Einsanden des kompletten Pflasters in der Tiefgarage sind ein einmaliger Akt!

Gleich anfangs hatten wir auch die Idee, dass wir nach der gemeinsamen Arbeit auf jeden Fall zusammen grillen und feiern.

Doris: Vor dem ersten Ramadama haben wir uns bestimmt zwei, drei Mal getroffen, um das vorzubereiten, also überlegt, welche Tätigkeiten aufgenommen werden und welche nicht und wieder verworfen. Von Anfang hatten wir in Confluence eine Liste, die alle einsehen können und in der alle Arbeiten aufgeführt sind. Wir vom AK Selbstverwaltung haben diese immer weiter ergänzt oder einzelne kamen zu uns und teilten mit, dass man dies und das auch noch machen muss.

Jan: Es läuft also nach einer Art Mundpropaganda. Die Leute selber kommen mit speziellen Anliegen, z. B. anlassbezogene Reparaturen, wie Spülmaschine im Gemeinschaftsraum aufbocken oder die Leinwand aufhängen, wofür ein paar Menschen mit Muskeln vonnöten sind. Und die gibt es dann einfach unkompliziert auf einen Rutsch beim Ramadama! Wir vom AK Selbstverwaltung laufen also nicht rum und suchen Arbeit, das geht quasi von selber.

Und wie organisiert ihr dann konkret den Ablauf der Arbeiten?

Doris: Wir überlegen, wie viele Leute sinnvoll sein könnten, um das alles zu bearbeiten. Dabei sind wir in einem ständigen Lernprozess, d. h. passen die Liste immer wieder an. Mittlerweile nehmen wir immer die alte Liste – eine Art Grundstock an Aufgaben – und schauen zusammen: Was muss neu hinzugefügt werden und was kann weg? Es gibt einfach so Evergreens, die kommen zu jedem Ramadama mal dran, z. B. im Gemeinschaftsraum die Fenster putzen und das Geschirr neu sortieren, auch das Ausfegen der Lichtschächte und das Einölen unserer schönen Gartenbänke.

Unsere Gartenbänke werden eingeölt

Jan: Wir haben sozusagen inzwischen ein running system!

Doris: Aktuell handhaben wir es so, dass ich relativ zeitnah an alle eine Email schreibe zur Bekanntgabe des nächsten Ramadama und dann nochmal ein paar Tage davor. Im Bewohnertreffen verkünden wir es auch, damit es wirklich alle wissen. Nach unserer Vorbesprechung mit allen Ergänzungen und Sonderwünschen stellen wir die Gesamtlisten ins Confluence. Dort können sich alle direkt vorab online eintragen. Am Ramadama treffen wir uns immer zuerst im Gemeinschaftsraum rund um den Flipchart, auf dem die noch zu vergebenden Arbeiten aufgeführt sind, die wir dann adhoc verteilen. Die erledigten Arbeiten werden dort abgehakt. Noch eine wichtige Sache, die wir tatsächlich verbessert haben: Bislang hatten wir vereinbart, dass jeder sein Grill-Fleisch selber mitbringt und noch einen Salat oder so; die Getränke hat die Genossenschaft gezahlt. Beim letzten Mal hatten wir dann ein Catering Team, also Leute aus der Genossenschaft, die sich nur darum gekümmert haben, das Essen und Trinken bereitzustellen. Das war ziemlich super!!

Jan: Bisher haben wir immer um 10.00 Uhr angefangen. Und waren dann schon gegen 14.00 Uhr fertig. Jetzt beginnen wir erst gegen 13.00 Uhr und sind dann gegen 17. oder 18.00 Uhr fertig. So haben wir einen fließender Übergang ins Flüssige und Feiern – das macht Sinn!
Das heißt, dass wir immer wieder anpassen können, wenn wir merken, dass sich etwas nicht bewährt. Das ist auch der Vorteil unserer Selbstverwaltung, weil wir selber jederzeit alles verändern können. Es gibt keine Hausverwaltung, denen man sagen muss, dass wir was anders machen wollen. Wenn wir merken, es ist anders besser, dann machen wir das so!

Felizitas: Genau, es läuft alles ziemlich pragmatisch. Hängt auch daran, dass wir hier mit Doris und Jan zwei sehr pragmatische Leute haben. Sie machen keine Doktorarbeit draus, sondern machen und probieren und wenn es beim ersten Mal nicht hundertprozentig klappt, dann läuft es eben beim zweiten Mal besser und beim dritten Mal optimal.

Also auch erst mal großzügig angefangen mit der eingeplanten Zeit und dann sehen, wie es sich ausgeht und ob alle Arbeiten gemacht sind, oder?

Jan: Es gibt hier nicht eine Allerwelts Wahrheit. Es sollte möglichst fair auf alle aufgeteilt sein – alle sollen ungefähr ähnlich beschäftigt sein. Aber dass das immer alles ganz fair und ausgeglichen läuft, geht fast gar nicht. Die Leute sind verschieden und auch die Aufgaben, die anstehen. Wir haben festgelegt, dass wenigstens eine/r pro Wohneinheit mitmacht und der andere Teil kann sich dann z. B. um die kleineren Kinder kümmern. So haben wir bei 48 Wohneinheiten schon eine ordentliche Anzahl an Leuten. Ab einem bestimmten Alter machen die Kinder auch total gern mit. Das finde ich persönlich total super! Dann können auch beide Elternteile mitmachen.

Doris: Wir haben vereinbart, dass Leute, die mit ihrer Arbeit früher fertig sind, zur Flipchart-Liste in den Gemeinschaftsraum kommen. Dann können wir dort Rücksprache halten, damit eben nicht die einen fünf Stunden arbeiten und die anderen nach einer Stunde fertig sind.

Wie läuft denn genau die Einteilung? Also kann sich da jeder selber eintragen oder gibt es Vorgaben?

Doris: Generall kann sich jeder einteilen, wo er/sie mag. Aber es gibt natürlich Arbeiten, die unter fachkundiger Anleitung passieren müssen, z. B. die Kellergänge streichen oder Arbeiten an der Fassade. Da muss natürlich schon einer da sein, der das anleitet; er muss nicht die ganze Zeit dabei sein, aber eben einweisen. Andere Aufgaben, wie zum Beispiel Bewässerung, Schächte reinigen (da muss einer rein klettern und den ganzen Müll raus sammeln) oder Fenster putzen im Gemeinschaftsraum, können die Leute ohne Anleitung machen.

Jan: Insgesamt können wir sagen, dass wir uns immer im Freestyle Bereich bewegen, das heißt, dass wir bis zu einem gewissen Grade alles vorbereiten und dann wird es einfach im laufenden Betrieb optimiert.

Doris: Vorab besprechen wir auch immer, was wir an speziellem Material und Werkzeug brauchen, damit das gleich beim Start bereit steht. Dafür haben wir in der Confluence-Liste eine eigene Spalte, damit das einer gesammelt besorgen kann , z. B. Farben, Pinsel oder auch Masken für das Fegen der Tiefgarage – die ist ja sehr staubig. Inzwischen gibt es die ja überall, aber noch vor über zwei Jahren wussten wir gar nicht, woher wir die bekommen.

… wenn es beim ersten Mal nicht hundertprozentig klappt, dann läuft es eben beim zweiten Mal besser und beim dritten Mal optimal.

Habt ihr eigentlich ein festes Wochenende dafür ausgelotet oder gibt es jedes Mal eine neue Terminfindung?

Jan: Nein, wir haben kein festes Wochenende, eher ein Zeitfenster von Ende April bis Mitte Mai und im Oktober. Vorallem haben wir einen speziellen Deal mit dem Wettergott und/oder Petrus (je nach Couleur) – das Wetter war immer super!

Was mich noch interessieren würde: Habt ihr eigentlich vor dem ersten Mal gewusst ob irgendeiner besondere Fähigkeiten hat? Oder ist das alles zufällig entstanden?

Doris: Wir kannten uns ja schon aus den Baugruppentreffen. Da weiß man ungefähr, welche Fähigkeiten bei den Leuten vorhanden sind.

Jan: Wir setzen schon darauf, dass sich die Leute netterweise nach ihren Fähigkeiten eintragen, also ein Elektriker sich zum Beispiel bei einer elektrischen Arbeit einträgt. Cooler Weise ergibt sich das tatsächlich fast von alleine. Und bei ganz speziellen Sachen, wie bei den Pumpensümpfen im Waschraum, haben wir tatsächlich vorher auch schon Leute angesprochen, damit sie sich darauf einstellen können; sonst geht das garantiert schief. Wen wir für was ansprechen, überlegen wir in unserer Vorbesprechung.

Jan beim Abklären der Arbeiten

Also alle sind dabei? Oder gibt es da schon Querulanten?

Doris: Wir schauen tatsächlich, dass alle mitmachen. Wer an dem Tag nicht kann, den bitten wir, sich entweder vorher eine Aufgabe aus der Liste rauszupicken oder später nachzuarbeiten. Denn es gibt immer noch restliche Aufgaben. Es ist ja klar, dass wegen anderer Termine, wie Familienfeiern, Beerdigungen oder anderer Verpflichtungen nicht alle können – es wäre utopisch, dass alle 48 Wohneinheiten kommen können. Aber es ist anständig und fair allen gegenüber, sich wenigstens zu melden bzw. abzumelden – einfach unbemerkt wegbleiben, geht nicht! Und für Krankheit gibt es natürlich auch eine Entschuldigung!

Er ist ein wichtiges Element auch im Sinne der Genossenschaft – zusammen arbeiten und dann ordentlich feiern!

Jan: Erfreulich ist, dass der Großteil gern dabei ist. So ist zumindest mein Eindruck. Es gibt ganz wenige, denen wir echt hinterherlaufen. Denen muss man wirklich auf die Füße steigen und dranbleiben, dass sie ihre Sache irgendwann erledigen. Aber man muss sagen, dass der Ramadama inzwischen im Bewusstsein aller ein gemeinschaftsbildendes Event geworden ist! Er ist ein wichtiges Element auch im Sinne der Genossenschaft – zusammen arbeiten und dann ordentlich feiern!

Felizitas: Ja, alles in allem ist der Ramadama wirklich eine super Einrichtung! Für Freiham müssen wir natürlich sehen, was vom Prinz-Eugen-Park übernommen werden kann und was angepasst werden muss. Denn es gibt ja zwei Baufelder mit insgesamt 104 Wohnungen und ihr seid doppelt so viele Leute. Da gibt es ganz andere Fragestellungen. Ich kann mir vorstellen, dass gerade Ramadama eine schöne gemeinsame Sache für alle vier Häuser sein wird!


Sehr gern möchte ich einige – Dich vorne dran, Kolja – aus dem Freihamer AK Selbstverwaltung zu unserem Ramadama am 14. Mai einladen – das wird eine gute Gelegenheit für Austausch und weitere Vernetzung sein.
Herzlichen Dank euch beiden, Jan und Doris, für eure Zeit und dir, Kolja für die Fragen! So
konntet ihr euch schon mal etwas kennenlernen – das ist auch von Vorteil, denke ich!

Kolja Barembruch | Fotos: Tina Rieger-Gudehus

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