Die neuen Progeno-Erstklässler haben sich vor dem Schulstart zum Zelten und Radeln verabredet
Der Start in ein neues Leben fühlt sich manchmal an wie ins kalte Wasser springen, und es ist immer einfacher und leichter, wenn man zusammen springen kann. Der Progeno Erstklässler-Nachwuchs hat vor dem Schulstart mit einem Ausflug eine gemeinsame Erinnerung geschaffen.
In der Progeno im Prinz Eugen Park leben viele Kinder. Einige große, mittelgroße und kleine. Wenn man zur Schule kommt, gehört man zu den „Großen“ – das haben wir sicher alle mal unseren Kindergartenkindern erzählt oder werden es noch erzählen. Wir erzählen es unseren Vorschulkindern, die im Kindergarten bereits die Großen sind, und wenn sie Erstklässler sind, wieder auf der Treppe unten beginnen, als die kleinen Erstklässler, die noch so Vieles lernen werden.
Auch für fünf Progeno-Kinder begann diesen Spätsommer, am 13. September 2022 der „Ernst des Lebens“. Wer dieser Ernst war, und ob es ihn überhaupt gab, das vermochte keiner mit Sicherheit zu sagen. Was aber alle fünf wussten, war, dass sich ihr Leben ziemlich verändern würde, wenn sie erst einmal Schulkinder wären.
Aufregung vor einem neuen Lebensabschnitt
Vier der neuen Erstklässler konnten nicht auf Erfahrungswerte von großen Geschwistern zurückgreifen und kannten das Schulleben nur vom Hörensagen und aus den zahlreichen tollen Geschichten, die Freunde oder Eltern ihnen erzählten. Einige freuten sich, und andere hatten einen gehörigen Respekt vor diesem neuen Leben als Schulkind. Manche konnten es kaum erwarten, endlich jeden Morgen den Weg zur Schule zu gehen, und manch andere hätte lieber wie gewohnt den Weg in den Kindergarten genommen. So trug sich jedes einzelner unserer zukünftigen Schulkinder mit seinen eigenen Gedanken, Befürchtungen und Erwartungen und zählte die Tage rückwärts. Denn Schulanfang bedeutete auch: Schultüte und Geschenke, Familie und Feiern – wie aufregend…
Für die Meisten von uns „Progeno-Neu-Schulkind-Eltern“ war die bevorstehende Schuleinführung ebenso ein großes Ereignis. Auch wir machten uns Gedenken, ob alles klappen würde und wünschten uns für unsere Kinder einen guten Einstieg in den neuen Lebensabschnitt. Unser Progenohof, Ort der Begegnung, bot auch in dieser Situation eine Plattform für Austausch über das Kommende und Befürchtungen von uns Eltern.
Gerne wollten wir für unsere Kinder etwas Verbindendes Schaffen. Der Start in ein neues Leben fühlt sich manchmal an wie ins kalte Wasser springen, und es ist immer einfacher und leichter wenn man zusammen springen kann.
Maria Beck hatte die spontane Idee, eine Kindheitserinnerung für unsere zukünftigen Schulkinder durch ein gemeinsames Erlebnis zu schaffen. Ludwig, Marie, Emanuel, Mila und Mariella kennen sich bereits seit ihrer frühen Kindheit und haben mal mehr und mal weniger Zeit im Spiel miteinander verbracht, aber das ihnen bevorstehende Erlebnis schaffte perse schon etwas Verbindendes. Das wollten wir zelebrieren und durch eine gemeinsame Aktion Sicherheit für das Kommende geben.
Pizza, Flips und Brause im Zelt
Wir als Eltern brainstormten und waren ganz angetan von der Idee einer gemeinsamen Übernachtungsparty im Zelt. Auch die Kinder konnten sich dafür begeistern. Nicht alle Kinder hatten am besagten Tag Zeit und deswegen bauten Ludwig, Mila und Mariella erst einmal alleine das Zelt auf. Schon der Aufbau an sich war so aufregend, dass sich alle bei einer Pizza stärken mussten. Die Kinder spielten, bis es dunkel wurde, sie spazierten mit Taschenlampen in der Nacht, aßen Erdnussflips und tranken Brause und fühlten sich ganz groß. Immer wieder krochen Sie ins Zelt hinein, doch am Ende des Abends krochen sie lieber auf den Schoß der Eltern, denn plötzlich brach ein Sturm herein, der nicht allen so geheuer war. Es regnete in Strömen, blitzte und donnerte, und so fiel die Übernachtung im Zelt wortwörtlich ins Wasser, und alle krochen mit den schönen Erlebnissen das Tages in ihr eigenes Bett.


Mit dem Radl an die Isar
Doch die Schulkindaktionsplanung ging in die zweite Runde. Nachdem ein gemeinsamer Termin gefunden war, an dem alle fünf zukünftigen Schulkinder Zeit hatten, standen mehrere Optionen zur Auswahl. Ganz partizipativ konnten unsere großen Kinder zwischen einer Fahrradtour an den Feringasee, einem Spaziergang zur Eisdiele und einer Fahrradtour an die Isar wählen. Die Wahl fiel auf die Radtour an die Isar. Einen Tag vor der Einschulung ging es los. Die Truppe der Schulkinder traf sich mit Proviant, Fahrrädern und den Eltern am Eingang zum Progenohof. Gemeinsam ging es über den Salzenderweg, den steilen Berg an der Mauerkirchnerstraße hinab und rein in den Wald die Isar flussabwärts. Bis zum Spielplatz an der St. Emmeram-Brücke hatten die Eltern ordentlich zu strampeln, um mit der wilden Bande Schritt zu halten. Am Spielplatz angekommen, gab es ein süßes Picknick, die Erwachsenen ratschten und die Kinder spielten gemeinsam. Dann zog unser Trupp weiter hinab an die Isar. Einige waren mutig und machten Wassertreten, andere spazierten am Fluss entlang oder warfen Steine hinein.


Durchhaltevermögen, Willenskraft und Stärke
Die Zeit verging wie im Flug, und schon war es Zeit für die Rückfahrt, denn am nächsten Tag schon sollte der erste Schultag sein, auf den alle hingefiebert hatten, und da hieß es früh aufstehen, wenn man überhaupt schlafen konnte vor lauter Aufregung. Aber eine Herausforderung stand den Kindern noch bevor. Der lange Berg an der Mauerkirchner Straße musste noch erklommen werden. Die Kinder gaben ihr Bestes, angefeuert von den Erwachsenen, traten sie ordentlich in die Pedale und schafften es alle nach oben. Zur Belohnung gab es ein High Five, und die Kinder waren sehr stolz. Sie alle hatten bewiesen, dass sie über genügend Durchhaltevermögen, Willenskraft und Stärke verfügten, und das braucht man schließlich auch in der Schule. Unsere Kinder waren eindeutig bereit. Die letzten Meter radelten sie gemeinsam nach Hause, und dann begaben sich alle in ihre allabendlichen Familienroutinen.
Ich weiß, einige der Eltern waren mindestens genauso aufgeregt von dem nächsten Tag wie ihre Kinder. Das alles liegt jetzt bereits sechs Wochen zurück, langsam finden alle zu einem neuen Alltag mit Schulkind. Die Kinder haben sich mehr oder weniger „eingewöhnt“, die ersten Buchstaben und Zahlen sitzen bereits, und einige freuen sich schon jetzt auf die Herbstferien. Willkommen im lebenslangen Lernen.
Bildung ist bewundernswert, aber man sollte sich von Zeit zu Zeit daran erinnern, dass das wirklich Wissenswerte nicht gelehrt werden kann.
Oscar Wilde
Linda Engelbrecht | Fotos: Linda Engelbrecht, Markus Weißschnur
