… Tauben auf dem Dach – nicht immer gut!

Was tun, wenn sich die Tauben auf unseren PV-Anlagen so wohl fühlen?

Simon Weigl, Freihamer Bewohner und seines Zeichens Experte für Vogel- und Naturschutz, hat sich ausgiebig mit dem Thema beschäftigt und zeigt erste Lösungsansätze auf.

Taubenversammlung auf der PV-Anlage WA4 (Foto: Robert Allmeier)

In Freiham haben wir einen ungewöhnlich großen Taubenschwarm: Über 100 Tiere sind es. Aber woher kommen diese ganzen Tauben? In München werden doch ziemlich viele Maßnahmen unternommen, damit es weniger Tauben in der Stadt gibt und Brutplätze werden überall verschlossen, wo dies möglich ist.
Um zu verstehen, wo die ganzen Tauben in Freiham herkommen, muss man wissen, wie diese brüten. Für Tauben ist jeder Ort an und in Gebäuden, der halbwegs sicher vor Fressfeinden, wie Rabenkrähen, Füchsen oder Mardern ist, als Brutplatz geeignet. Und bei uns in Freiham finden die Tauben durch die vielen Baustellen jede Menge Brutplätze. Es gibt immer irgendwo einen ungenutzten Balkon oder eine fertiggestellte, aber nicht verschlossene Tiefgarage. Auch mancher, nur wenig genutzte Balkon von Bewohnern, auf dem Dach aufliegende PV-Anlagen oder die ein oder andere Ecke auf Hausdächern ist geeignet für Tauben zum Brüten.

Bei uns auf dem Gebäude von WA4 halten sich die Tauben sehr viel auf. Es gab den Verdacht, dass die Tiere unter unserer Photovoltaik-Anlage brüten. Nach ein paar Begehungen wissen wir aber, dass das mit Sicherheit nicht der Fall ist. Da das Problem von PV-Anlagen mit Tauben nicht neu ist, wurden die Anlagen explizit so designed, dass Tauben dort nicht brüten können. Die Anlagen sind aufgeständert und laufen wie ein Dachspitz zu. Feinde der Tauben, in Freiham hauptsächlich die Rabenkrähen, können dadurch leicht unter das Dach gelangen. Es ist sogar so, dass unser Dach auf WA4 ein beliebter Jagdplatz für diese schwarzgefiederten Taubenjäger ist. Nützen tut uns das leider trotzdem nicht viel, die Tauben lieben es, bei uns auf der PV-Anlage zu sitzen.

Die Hinterlassenschaften der Tauben auf unserer PV-Anlage (Foto: Robert Allmeier)

Die PV-Anlage war zugekotet, dass wir bis zu ihrer Reinigung im April über 20 % Leistung eingebüßt haben. Nachdem mittlerweile etliche weitere Gebäude fertig gestellt sind und die Tauben im Frühling wieder vermehrt brüten, ist zu erwarten dass es bei uns auf dem Dach von WA4 zu etwas weniger Verschmutzung auf der PV-Anlage führt. Das Thema Verschmutzung durch Taubenkot ist aber trotzdem nicht aus der Welt und hat sich höchstens verlagert.

Was also tun gegen die ganzen Tauben in Freiham?
In erster Linie ist es wichtig, die Brutplätze zu finden und zu verschließen; allerdings ist das schwierig bis fast unmöglich, solange so eine große Bautätigkeit herrscht. Mit dem zweiten Bauabschnitt wird das noch mindestens 10 Jahre der Fall sein. Taubenbekämpfungsmethoden wie das Verscheuchen mit gefährlichen Feinden wie Falken funktioniert leider kaum, und der Abschuss von Tieren ist nicht erlaubt.

Taubenhaus von außen (Foto: Reinhard Bodisch, RKU)

Die beste Methode stammt aus Augsburg. Dort haben sie irgendwann aufgegeben, die Tauben zu bekämpfen und komplett loswerden zu wollen – zu teuer und einfach nicht erfolgreich. Irgendwann kam jemand auf die Idee, es einfach mal andersherum zu probieren: Nicht gegen die Tauben, sondern mit ihnen und es wurde ein Taubenturm aufgestellt. Die Tauben werden dort gezielt mit Futter angelockt (gutes Futter, denn damit hat man gesunde Tiere, die keine Krankheiten übertragen), außerdem werden optimale Brutplätze bereitgestellt. Die Tiere fühlen sich dort wohl und brüten. Um die Anzahl der Tauben zu reduzieren, werden die meisten der Eier entnommen und durch Gipseier ersetzt. So wird der Bestand kontinuierlich kleiner, und die Tauben aus der Umgebung können nachrücken. Irgendwann gibt es dann kaum noch wildbrütende Tauben und die Tauben halten sich fast ausschließlich im und am Turm auf – abgesehen von ihren toll anzusehenden Synchronflügen durch die Nachbarschaft.

Blick ins Taubenhaus (Reinhard Bodisch, RKU)

Die lästigen Begleiterscheinungen der Stadttauben wie Schäden durch Taubenkot und die Übertragung von Krankheiten durch kranke Tiere (ausgelöst durch Junk-Food als Futter und Verletzungen durch ungeeignete Taubenabwehrmaßnahmen wie Spikes) sind passé.
Und genau dieser Weg wird jetzt auch in Freiham ausprobiert. Sobald ein geeigneter Standort für einen Taubenturm (bei uns wahrscheinlich eher ein ausgebauter Frachtcontainer auf einem Dach) gefunden wurde, wird dieser aufgestellt und die Tauben dorthin gelockt. Wichtig ist dennoch, dass die Tauben nicht gefüttert werden dürfen – je weniger Nahrung die Tiere haben, desto weniger Nachkommen können sie produzieren. Wer dennoch gerne Tauben füttern möchte, kann sich bei uns melden. Für das Taubenhaus braucht es dringend zuverlässige Betreuer, die die Tiere regelmäßig füttern und die Eier entnehmen.

Simon Weigl

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