Die Stauden – unsere Vielfalt im Garten!

Alles ist im Wandel – der AK Freiraum bleibt flexibel!

Nicole Bös-Günther, Bewohnerin im Prinz-Eugen-Park und Landschaftarchitektin, führt uns durch die bunte Flora unserer blühenden Außenanlagen

Als wir hier im Herbst 2018 im Prinz-Eugen-Park eingezogen sind, waren unsere Außenanlagen noch nicht ganz fertig. Gerade einmal die Rasenflächen waren angesät. Die Bäume, Hecken und Sträucher folgten im Frühjahr 2019 und somit erhielt alles etwas mehr Form und Struktur. Nur konnte ich mich nicht mit dem Gedanken anfreunden, dass wir nichts wirklich buntes und abwechslungsreiches auf unseren Freiflächen haben sollten, denn weitere Pflanzungen waren nicht geplant.

Zum Glück waren wir zu der Zeit bereits ein sehr garten- und pflanzenenthusiastischer Haufen und haben uns in unserem AK Garten/ Stauden (mittlerweile zusammengefasst in: AK Freiraum) sehr schnell dazu entschieden, dass wir die inzwischen mit Rasen eingesäten Beete mit abwechslungsreichen, insektenfreundlichen Stauden bepflanzen wollen. In der Bewohnergruppe hatte ich damals die ersten Ideen und groben Kosten dazu vorgestellt. Wir bekamen zum Glück schnell das Go, sodass wir loslegen konnten.

Was sind Stauden? Stauden gehören zu den Pflanzen, die im Herbst verwelken und im Frühjahr über ihre Wurzeln wieder komplett austreiben. In der Regel vermehren sie sich über die Jahre. Sie sind gegenüber sogenannten „Einjährigen“ sehr nachhaltig, weil man sie nicht jedes Jahr neu pflanzen muss (wie zum Beispiel die meisten Sommerblumen für Balkone).
Sieben Beete waren im ursprünglichen Entwurf der Landschaftsarchitekten vorgesehen. Wir haben auf zehn erhöht und auch Stauden- und Gräserpflanzungen direkt an der Terrasse, aber auch an der Rasenfläche zwischen Haus D und Haus E eingeplant.
Da wir sehr unterschiedliche Standortfaktoren für die Beete haben, hatte ich ganz individuelle Stauden-Pflanzpläne entwickelt. Von komplett schattig bis vollsonnig war alles im Angebot. Bei der Pflanzplanung war mir folgendes wichtig: Die Beete sollen über einen möglichst langen Zeitraum interessant anzusehen sein. Sei es durch besondere Blühaspekte, Farben oder Blatttextur und -struktur. Außerdem pflegeleicht und unempfindlich. Dies bedeutet vor allem, dass keine regelmäßige Düngung notwendig ist und zusätzliches Wässern nur bei längeren Trockenperioden. Mir war bewusst, dass es zum Teil auch ein Experiment sein wird. Man wird wie so oft, wenn man im Garten aktiv ist, erst mit der Zeit feststellen, ob man die richtigen Sorten und die richtigen Stauden-Kombinationen ausgewählt hat.
Im Frühjahr 2020 ging es los. Ja, trotz der Pandemie waren alle aus unserem AK Stauden plus weitere liebe Helfernnen und Helfer aus unserer Genossenschaft mit dabei und haben fleißig knapp 1000 Pflänzchen in die Erde gebracht. Schon vor der Pflanzaktion haben viele geholfen, die Beete vorzubereiten. Denn die vorgesehenen Beete (gut 100 m2) wurden unglücklicherweise von der Gartenbaufirma seinerzeit mit Rasen eingesät … die Rasennarbe mit Spaten und Schaufel abzuschälen war durchaus herausfordernd!

Bereits im ersten Sommer hatten wir tolle Ergebnisse. Im darauffolgenden Herbst haben wir die Beete mit Frühjahrsblühern vollendet … es waren über 1200 Blumenzwiebeln, die unser AK unter die Erde gebracht hat. Jetzt haben wir tatsächlich ab Februar, zusammen mit den den gelb-blühenden Zaubernuss-Sträuchern und den ersten bunten Krokusse die ersten bunten Farbklekse im Hof, gefolgt von vielen Osterglocken und Tulpen im März und April. Im Mai beginnt meine liebste Blühphase: Dunkel-violette Schwertlilien und Salbei in Kombination mit den gelb-grünen Blütenständen vom Frauenmantel zwischen Haus A und B oder der Riesen- Storchschnabel zusammen mit Frauenmantel und weißer Glockenblume in den Beeten vor Haus E.
Grandios sind im Sommer die orange-gelbe Sonnenbraut in Kombination mit dem violetten argentinischem Eisenkraut und dem Purpur-Sonnenhut neben der Terrasse. Im Spätsommer und Herbst folgt das letzte Farb-Feuerwerk mit unterschiedlichen Kissen-Astern und japanischen Anemonen. Dies sind nur einige der Sorten, die man bei uns bewundern kann. Insgesamt haben wir rund 60 verschiedene Arten und Sorten in den Beeten. Im Frühling 2021 haben wir ein weiteres Beet an der Mauer zwischen Haus A und B ergänzt.

Damit die Beete im Herbst und Winter nicht ganz so kahl aussehen, lassen wir viele alte Blütenstände bis zum Frühjahr stehen. Vor allem die Samenstände der Ziergräser wirken auch im Winter noch sehr hübsch. Wenn wir die Beete im Herbst winterfertig machen, achten wir deshalb darauf, dass wir nicht alles komplett herunterschneiden und auch verwelktes Laub zum Teil stehen lassen. Die Beete eignen sich so als gute Winterquartiere für Insekten, Larven und schützen die Mikroorganismen im Boden. Wenn man die Beete im Winter betrachtet, kann man sich ehrlich gesagt nicht vorstellen, wie üppig und grün alles wieder im Frühjahr sein wird und zwar ohne großes Zutun von uns. Im März schneiden wir lediglich die restlichen übrig gebliebenen Stengel und Halme zurück und dann läuft alles fast von selbst.
Zwischendurch steht hin und wieder auch der Rückschnitt von verblühten Stauden an sowie das Entfernen von großen Wildkräutern wie Löwenzahn, Huflattich und Feldwinde. Das ist leider notwendig, weil diese wirklich robusten Pflänzchen unser Stauden ansonsten verdrängen würden. Vergangenen Sommer haben wir auf einer der Dachgartenflächen auf Haus D einen Versuch gestartet und die bisherige Standardbegrünung mit mehreren hitze- und trockenheitsresilienten Stauden ergänzt, die die Fläche mit unterschiedlichen Blattstrukturen und Blüten abwechslungsreicher macht. Wir haben dazu kleine Inseln mit Dachgartensubstrat aufgefüllt, damit die größeren Stauden genügend Platz zum Wurzeln haben. Die ersten Ergebnisse sahen recht gut aus. Ich hoffe, dass sie den Winter gut überstanden haben und sich in den kommenden Monaten und Jahren dort etablieren.

Grundsätzlich müssen wir in Zukunft mit trockeneren und heißeren Sommern rechnen. Vielleicht bedeutet dies auch, dass wir irgendwann unsere Staudenbeete mit passenderen Arten und Sorten anpassen müssen, die mit dem Klima besser klar kommen. Ziel soll es nicht sein, dass wir im Sommer regelmäßig wässern müssen.

Für dieses Jahr haben wir uns die Rasenfläche vor der Computer-Lounge und dem Gästeappartement vorgenommen: hier steht die Umwandlung in eine Wildblumenwiese an. Die Fläche wird nicht aktiv genutzt, sie ist super besonnt und bietet damit die besten Voraussetzungen für eine kleine ökologische Aufwertung. Der Plan ist, die bestehende Rasennarbe zu entfernen und die Fläche mit heimischen Wiesenwildblumen anzusäen. Diese muss dann nur noch 2x im Jahr gemäht werden. Die Wildblumenwiese wird bei richtiger Pflege fortbestehen, das bedeutet, dass die Pflanzen jedes Jahr wieder aufs neue aufblühen werden. Die ökologischen Vorteile für beispielsweise heimische Schmetterlinge, Wildbienen und andere Insekten als neuer Lebensraum liegen auf der Hand.

Wie man sieht, tut sich immer etwas bei uns im Hof … alles ist im Wandel, der AK Freiraum bleibt flexibel!

Nicole Bös-Günther | Fotos: Nicole Bös-Günther

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