Auf einen Kaffee mit Elmar und Familie – im „Café Corona“ im Prinz-Eugen-Park
Cafés zu, Treffen mit Freunden und Familie eingeschränkt – Progeno-Mitbewohner Elmar Kretzer aus dem Prinz-Eugen-Park hat im Juni aus der Not eine Tugend und aus seiner Leidenschaft ein Gemeinschaftserlebnis gemacht: An drei Sonntagen lud er interessierte Nachbarinnen und Nachbarn in eigenen Zeit-Slots in sein „Café auf der Brücke“, direkt vor der Haustür seiner Familie ein. Die Geburtsstunde des „Café Corona“.

Café Corona – wie bist du auf die Idee gekommen?
Das war eine relativ spontane Idee. Ich glaube, das war genau zu der Zeit, als es so los ging mit Lockdown und Gastronomie fährt runter, etc. Und ich dachte irgendwie: Oh Gott, wie doof ist das, wenn du es eigentlich gewohnt bist, morgens rauszugehen und deinen Kaffee irgendwo mitzunehmen, und vielleicht gar keine Maschine mehr zu Hause hast, und jetzt plötzlich ist das alles weg. Und da dachte ich mir: Okay, ich mach jetzt einfach mal so eine Confluence-Seite und frag dort ab, ob irgendjemand Lust hat, zu kommen, ohne das groß zu bewerben. Und ich glaube, fünf Minuten später waren die ersten drei Slots weg. Und ich dachte: Okay, funktioniert!

Du hattest ja gesagt, man kann mit dem Barrista reden – oder auch nicht. Und natürlich haben alle gern miteinander geredet. Wie war das so für dich, hast du was gelernt über deine Nachbarn?
Es war eigentlich unter den Umständen, dass man zu der Zeit möglichst wenige Kontakte hatte, eine superinteressante Erfahrung. Weil man plötzlich eben auch Kontakt zu Leuten hatte, die man nicht so oft sieht, und sich völlig zwanglos in diesem 30-Minuten-Fenster lustige, interessante Gespräche ergeben haben. Es war total lustig und super unterhaltsam.
Woher kommt deine Leidenschaft für Kaffee?
Ich hab schon mit 14,15 zuhause Kaffee getrunken. Ich weiß gar nicht, wie viele Tage es gibt, wo ich morgens keinen Kaffee getrunken habe. Als ich 17, 18 war, hatte ich eine Freundin, die war Italienerin, und deren Vater hat mir den Espresso nahe gebracht – mit sehr sehr religiösem Fanatismus. Also: Was ist ein guter Espresso, was ist ein schlechter Espresso? Wir sind mal zusammen nach Italien in den Urlaub gefahren, und da meinte ihr Vater zu mir: „Sobald wir über der Grenze sind, an der ersten Autobahnraststätte, da halten wir an, da trinken wir Espresso, und dann siehst du, was ein guter Espresso ist.“ Und ich dachte: Oh, jetzt bin ich ja gespannt. Und ja, der war total lecker. Und irgendwie war es dann immer so, ich mag total gern Espresso, und er hat damals schon erzählt: Das ist richtig schwer, du brauchst eine richtig gute Maschine, und die muss den ganzen Tag laufen, und es muss warm sein, und dies und das und jenes. Und ich dachte: Oh Gott, ich will doch nur einen Kaffee trinken…

Für einen guten Kaffee braucht‘s….?
Das kommt echt drauf an. Für meinen eigenen guten Kaffee braucht‘s das, dass ich morgens aufstehe, und ich mich drauf freu. Und da muss er mir einfach schmecken. Und ich wechsele auch relativ regelmäßig Bohnensorten, um mal ein bisschen zu testen. Wenn ich auswärts Kaffee trinke, dann muss er eigentlich anders schmecken als zuhause. Das ist es, was es ausmacht. Denn wenn man immer nur das Gleiche trinkt, ist das total langweilig. Das ist auch das Schöne, dass es bei Kaffee so einfach ist, was anderes zu testen, andere Geschmacksrichtungen.
Kann auch ein Filterkaffee gut sein?
Total geil, super. Ich liebe Filterkaffee. Wir haben vor ein paar Jahren in Hamburg mal einen Kumpel getroffen. Und dort gibt es ja noch mehr so richtige kleine Kaffeeläden, da war Kaffee trinken, wie wenn du einen Tee bestellst, kein tiefer Filterkaffee, sondern so zum Durchgucken. Der sah wirklich aus wie Tee. Jeder Kaffee kann schmecken.

Die Deutschen trinken immer weniger Bier und dafür immer mehr Kaffee. Wie erklärst du dir das?
Ich hab keine Ahnung, hätte ich jetzt nicht vermutet. Wenn ich jetzt auf mich selber schau, würde ich schon feststellen, ich trinke wesentlich mehr Kaffee als Bier… Weiß nicht – ist vielleicht eine Generationengeschichte? Kaffee ist halt auch ein Trend-Thema. Es gab ja mal eine Kaffee Latte Phase, eine Starbucks Phase… Beim Bier gab es die Ale Phase… Ich denke, das kommt in Wellen.
Es gibt ja auch viel Chi Chi und Tam Tam um Kaffee, Stichwort Starbucks, wo man sich erst mal durch die ganze Liste der Angebote arbeiten muss… Braucht‘s das eigentlich alles?

Wenn ich dafür bezahle, dann möchte ich das vielleicht auch haben. Hauptsache, es ist anders als der Kaffee, den ich mir zuhause mache – den der ist halt wahrscheinlich relativ schmucklos. Und dort ist er halt so ein Hauch von kosmopolitisch, mit Namen auf dem Becher und dem ganzen Drumherum.
Wird es eine Neuauflage des Café Corona geben?
Ich hoffe nicht, dass es eine Neuauflage von Corona gibt. (Lacht). Eine Neuauflage des Cafés könnte auf jeden Fall passieren. Ich würde es wahrscheinlich wieder unterm Radar laufen lassen, wir hatten uns auch mal überlegt, hier einen schönen Tisch hinzustellen und den Platz vor der Tür noch mehr zu nutzen. Also das kann gut möglich sein. Oder, Inga?

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