Perspektiven und Herausforderungen für genossenschaftliches Wohnen – Progeno im konstruktiven Gespräch mit Stadträten
Die Stadt München unterstützt Münchner Wohnungsgenossenschaften bekanntlich in hohem Maße. Dies zeigt sich sowohl in der stets konstruktiven Zusammenarbeit mit den städtischen Referaten – auch wenn Verbesserungen stets möglich sind – als auch im Rückhalt, den die Genossenschaften von der Stadtpolitik auf verschiedenen Ebenen erfahren.
Doch der politische Wille, ausreichend bezahlbaren und qualitativ hochwertigen Wohnraum zeitnah zu schaffen, trifft in der Praxis auf Herausforderungen. Die Vielzahl an sozialen und ökologischen Auflagen, so gut sie auch gemeint sind, lässt sich nicht immer einfach umsetzen und wird für uns als Bauherren oft zu einem komplizierten Puzzle.
Daher suchen wir den aktiven Austausch mit der Politik. Unser Ansatz: gezielte Einladungen an Stadträte, um ihnen anhand konkreter Praxisbeispiele zu zeigen, wo wir in Schwierigkeiten geraten.
Die tägliche, komplexe Abstimmung mit den zahlreichen Vorgaben erfordert häufig zusätzliche Abstimmungsrunden, was uns wertvolle Zeit und Geld kostet.
Konstruktives Gespräch mit der CSU: Wohnraumkosten und soziale Rendite als Mehrwert
Die erste Gelegenheit für einen solchen Austausch ergab sich durch die Initiative von Claudius Wolfrum, einem engagierten Bewohner des Prinz-Eugen-Parks mit guten Verbindungen zur Münchner CSU. In kleiner Runde – bestehend aus Claudius Wolfrum, Lena Krahl und Felizitas Mussenbrock-Strauß – hatten wir Mitte September die Möglichkeit, CSU-Stadtrat Winfried Kaum in unserem Gemeinschaftsraum im Prinz-Eugen-Park zu empfangen. Herr Kaum, der im Bezirksausschuss Pasing-Obermenzing aktiv ist und sich dort für bezahlbaren Wohnraum einsetzt, kennt die genossenschaftliche Idee gut und schätzt sie sehr, auch durch seine berufliche Tätigkeit als Rechtsanwalt für traditionelle Genossenschaften. Allerdings äußerte er Bedenken hinsichtlich unserer hohen Einlagen (die verpflichtend zu erbringenden Anteile) und Nutzungsentgelte.
Im Gespräch konnten wir verdeutlichen, dass auch wir uns wünschten, günstiger zu bauen – jedoch die derzeitigen, schwer kalkulierbaren Bau- und Finanzierungskosten sowie die Ausschreibungs- und Förderauflagen keinen anderen Spielraum lassen. Als junge Genossenschaft verfügen wir noch nicht über langfristig angesammeltes Eigenkapital und müssen für jedes Projekt eine Eigenkapitalquote von 20 bis 25 % aufbringen, die durch die zukünftigen Bewohner getragen wird und damit die Höhe der Einlagen bestimmt.
Bezüglich der Nutzungsentgelte wiesen wir darauf hin, dass diese nicht mit älteren Genossenschaften vergleichbar sind und neben dem finanziellen Aspekt auch Faktoren wie das lebenslange Wohnrecht, die Nutzung gemeinschaftlicher Räume und Mobilitätsangebote (wie Lastenrad, E-Bike und gemeinsam genutzte Werkzeuge) sowie die „soziale Rendite“ bieten. Dieses soziale Gefüge ermöglicht allen Mitgliedern, unabhängig von ihrer finanziellen Situation, Teil einer unterstützenden und inklusiven Nachbarschaft zu sein.
Gemeinsam kamen wir zu der Überzeugung, dass ein in der Ausschreibung vorgeschriebener Wettbewerb oft wenig zielführend ist.
Unser Gespräch hat gezeigt, wie wertvoll der direkte Austausch ist, um verschiedene Perspektiven und Erfahrungen zu teilen – eine Chance, die in künftigen Begegnungen unbedingt fortgesetzt werden sollte.
Besuch der SPD/Volt-Fraktion: Eindrücke vor Ort und Offenheit für die Anliegen der Genossenschaften
Eine zweite Gelegenheit für den Austausch mit der Politik ergab sich bei einem Empfang im Rathaus, wo unsere Aufsichtsratsvorsitzende Uta Wolfrum und die Vorsitzende der SPD-Stadtratsfraktion, Anne Hübner, eine gemeinsame Idee entwickelten: Zusammen mit weiteren SPD-Stadträten mehrere Genossenschaften im Prinz-Eugen-Park zu besuchen. Die Idee wurde prompt umgesetzt, und so konnten wir Mitte Oktober an einem Freitagnachmittag Anne Hübner, sowie die SPD-Stadträte Simone Burger (u. a. im Ausschuss für Stadtplanung und Bauordnung) und Nikolaus Gradl (u. a. im Ausschuss für Mobilität und IT) bei der Besichtigung der Progeno- und wagnis-Projekte empfangen.



Re. Foto: Lena K., Y. Außmann, Ch. Grosse, A. Hübner, Uta W., Felizitas M., S. Burger, v. l. n. r.
Auf Progeno-Seite waren Uta Wolfrum, Lena Krahl und Felizitas Mussenbrock-Strauß dabei, ergänzt von Yvonne Außmann, Vorständin der Wogeno, und Christine Grosse, Mitarbeiterin der wagnis. Anschließend setzten wir uns im Café GeQo zusammen – eine direkte Erfahrung des genossenschaftlichen Quartierslebens – und tauschten uns über aktuelle Herausforderungen wie bürokratische Hürden bei Genehmigungen, den Stellplatzschlüssel und die Erbbaurechtsvergabe aus. Auch die Schwierigkeiten, die durch fehlende Abstimmung innerhalb oder zwischen den städtischen Referaten entstehen, wurden angesprochen.


Die Begegnung hinterließ uns mit dem Gefühl, dass unsere Anliegen offen und verständig aufgenommen wurden und wir diese ohne Umwege adressieren konnten – ein durchweg positives Signal für zukünftige Gespräche.
Felizitas Mussenbrock-Strauß | Fotos: Nik Gradl, Uta Wolfrum und Felizitas Mussenbrock-Strauß
