Welche Persönlichkeit verbirgt sich hinter diesem Namen?
Monika Wieberger, angehende Neufreimannerin, geht der Adressvergabe unseres Projekts auf den Grund und stößt dabei auf spannende Erkenntnisse – ein Ausflug in die junge Bundesrepublik
Viele Straßennamen in Neufreimann sind nach Politikern benannt. Die beiden Alleen nördlich und südlich des Grünzugs sind nach Menschen benannt, die gegensätzlicher nicht sein könnten. Im Norden Helmut Kohl, allen noch gut im Gedächtnis als Realpolitiker mit Führungsanspruch, kein Mann der leisen Töne.
Südlich des Grünzugs, an der Friederike-Nadig-Allee, wird unsere Adresse sein.

Friederike Nadig war auf ihre Art tatsächlich ein Gegenpol zum frühere CDU-Fürsten Kohl. Politisch aktiv, als Frauen noch nicht viele Mitspracherechte hatten, sozial engagiert, Gewerkschafts- und SPD-Mitglied, Sozialarbeiterin und Landtagsabgeordnete in Niedersachsen. Unter den Nationalsozialisten verliert sie ihre Arbeit in der Jugendfürsorge.
Friederike Nadig wird in einer Zeit politisch aktiv, als Frauen noch keine große eigene Stimme zugestanden wird. Geboren wird sie als Tochter einer Näherin und eines Tischlers 1897 in Herfort in Niedersachsen. Bereits als junge Frau wird sie SPD und Gewerkschaftsmitglied. Ursprünglich gelernte Verkäuferin bildet sie sich Anfang der 20iger Jahre zur Wohlfahrtspflegerin fort. Sie ist in der Jugendfürsorge tätig. Von 1929 bis 1933 ist sie Landtagsabgeordnete für die SPD in Niedersachsen. Mit der Machtübernahm der Nationalsozialisten verliert sie ihre Stelle.
Sie setzte sich vehement dafür ein, den Passus „Männer und Frauen sind gleichberechtigt“ ins Grundgesetz zu übernehmen.
Nachdem Krieg wird sie wieder politisch aktiv, arbeitet für die AWO und wird noch während der britischen Besatzung Mitglied des Zonenrates, später Landtagsabgeordnete in Nordrhein-Westfalen.
Als Expertin für Sozialfragen wird sie in den parlamentarischen Rat delegiert und damit zu einer der vier „Mütter des Grundgesetzes“.
Mit ihrer SPD-Mitstreiterin Elisabeth Selbert setzte sie sich vehement dafür ein, den Passus „Männer und Frauen sind gleichberechtigt“ ins Grundgesetz zu übernehmen. Es war Nadig, die den sozialdemokratischen Abänderungsantrag zur Gleichberechtigung in den Parlamentarischen Rat einbrachte. Der Antrag wurde schließlich angenommen. Abgelehnt wurden allerdings zwei weitere Anträge, für die sich Nadig besonders einsetzte. Der eine sollte die Lohngleichheit zwischen den Geschlechtern gesetzlich verankern und der andere forderte die rechtliche Gleichstellung von unehelichen und ehelichen Kindern.
Sie ist bis 1961 in der Landes- und Bundespolitik aktiv. Danach konzentriert sich Friederike Nadig wieder auf die Sozialarbeit und treibt den Aufbau der Arbeiterwohlfahrt in Niedersachsen als großen Sozialträger voran.
1961, im Jahr ihres Ausscheidens aus dem Bundestag, erhält sie das Große Bundesverdienstkreuz.
Am 14. August 1970, stirbt sie in Bad Oeynhausen.
Sie blieb ihr Leben lang ledig, hatte aber immer das Wohl der kleinen Leute im Blick.
