Bellevue di Monaco eG – die Genossenschaft für eine offene Gesellschaft
Die genossenschaftliche Idee hat viele Formen: gemeinsames Wohnen, gemeinsames Nutzen – und gemeinsames Wirken für das Gemeinwohl. Bellevue di Monaco steht für diese erweiterte Dimension und setzt ein starkes Zeichen für Zusammenhalt in der Stadt – für eine bunte Stadtgesellschaft.

Finden sich Menschen zusammen um eine Genossenschaft zu gründen, geht es oft darum, gemeinsam Dinge anzuschaffen, zu bewirtschaften oder zu bewohnen. In einer Landmaschinengenossenschaft beispielsweise teilen sich die Mitglieder den Mähdrescher, den jeder Betrieb nur einige wenige Tage im Jahr braucht. Wir – als Genossen in der Progeno eG – besitzen als Kollektiv die Häuser, in denen wir wohnen. Zusätzlich teilen wir uns Dinge wie E-Bikes, Werkstätten, Badewannen, Gemeinschaftsräume. Getragen wird die genossenschaftliche Idee von einem Mix aus Gemeinwohlorientierung und individuellem Nutzen.
Hier will ich eine andere Art von Genossenschaft vorstellen – die Hauptrolle spielt hier der Idealismus: Das wohlbekannte Münchner Projekt Bellevue di Monaco eG – Gemeinnützige Sozialgenossenschaft im Glockenbachviertel. In dieser Sozialgenossenschaft haben sie die Mitglieder zusammengetan, um gemeinsam einen Beitrag gegen Gentrifizierung und Ausgrenzung von Menschen in der Stadt zu leisten. Mittlerweile zählen 750 Sozial-Genossen zum Fundament dieser Genossenschaft. Mit ihrer Mitgliedschaft und ihrer Einlage von 500 Euro investieren sie in die Verbesserung der Lebensumstände vieler Menschen – ganz ohne praktischen Nutzen für sich selber.

Der Anfang
Von 2012 bis 2014 kämpfte eine Bürgerinitiative um den Erhalt der Gebäude in der Müllerstraße am heutigen Standort von Bellevue. Es ging um den Erhalt eines Bolzplatzes und die sozialverträgliche Nutzung der Gebäude, die eine Art „soziale Insel“ in den immer teurer werdenden Innenstadtvierteln darstellten. Die Wohnraumaktivisten von Goldgrund organisierten eine Renovierungsaktion, um zu beweisen, dass in den Gebäuden weit mehr Potenzial steckte, als man ihnen damals zutraute.
In 2014/2015 wurde Bellevue di Monaco eG gegründet, mit dem Ziel eine Anlaufstelle mit Unterkünften und Kulturzentrum für unbegleitete geflüchtete Jugendliche und interessierte Münchner zu etablieren. 2016 hat die Stadt München die Häuser an der Müllerstraße an Bellevue für 40 Jahre verpachtet.

Und was passiert zur Zeit?
Am bekanntesten ist heute wohl das Café, dass im Erdgeschoß des Hauses betrieben wird. Zudem haben in den weiteren Gebäudebereichen 40 junge Menschen aus verschiedensten Ländern ein Zuhause gefunden; auf dem Dach findet man den berühmten Bolzplatz mit der schönen Aussicht. Ebenso gibt es ein breites Beratungsangebot und Kulturprogramm. Dazu kommt der beliebte Benefiz-Lauf Giro di Monaco und „Heimatministerium“, die Podcast-Reihe des Bellevue, die Ihr hier finden könnt.
Was Bellevue di Monaco besonders auszeichnet, ist die unglaublich dichte Vernetzung mit Münchner Vereinen und Trägern aus sozialer Arbeit und kulturellen Initiativen.
