„Man wächst schon vor dem Einzug zusammen“

Interview mit David und Barbara Weber, künftig in Freiham

Die Vorfreude auf die eigene Wohnung ist riesig: Barbara und David Weber sind schon jetzt voll eingetaucht ins genossenschaftliche Leben. Auch wenn so manche Entscheidung Geduld abverlangt. Claudius Wolfrum aus dem Prinz- Eugen-Park hat die junge Familie besucht.

Wo kommt ihr her, und was macht ihr beruflich?

Barbara: Ich komme gebürtig aus Polen und arbeite bei einer Personalvermittlung. Wir waren bis zur Corona-Pandemie auf die Luftfahrtbranche spezialisiert, deshalb ist unser Büro auch am Flughafen. Im Moment sind wir dabei uns auf andere Branchen zu konzentrieren, weil wir in der Luftfahrtbranche die nächsten Jahre große Probleme sehen. Nach der Arbeit kümmere ich mich um unsere zwei Kinder Leon (2 Jahre) und Emilia (7 Jahre). Wir können zwar beide noch in eine Notbetreuung geben, trotzdem sind wir mit dem Homeschooling ganz schön beschäftigt. In meiner wenigen freien Zeit lese ich gerne und mache Sport.

David: Aufgewachsen bin ich in Pforzheim und habe dann später Soziologie und Politik in Berlin und Kassel studiert. Da ist mir eines Tages im Jahr 2007 eine Erasmus-Studentin aus Polen aufgefallen. Ich bin dann Barbara nach Abschluss des Studiums nach Polen gefolgt und habe Praktika in Warschau gemacht. Nach dem Studium habe ich dann einen Job in Krakau in der Finanzbranche gefunden. Seit 2013 leben wir jetzt in Deutschland, wo ich seit 2017 im Projektmanagement bei der Baader Bank in Unterschleißheim tätig bin.

Haben sich im Studium kennengelernt: Seit 2013 leben Barbara und David Weber zusammen in Deutschland

Wie seid Ihr auf die Progeno gestoßen?

Barbara: Bei uns in Polen ist es normal, dass man als Familie eine Eigentumswohnung kauft. Das ist aber in München für normale Menschen nicht finanzierbar. Bei Recherchen im Internet sind wir zuerst auf eine andere Genossenschaft gestoßen, haben uns aber beim Kennenlernen nicht ganz wohl gefühlt. Dann kam plötzlich über Facebook die Werbung für einen Info-Abend mit der Progeno. Am besten hat uns gefallen, dass die Progeno den Genossenschaftsgedanken so pragmatisch und unternehmerisch umsetzt. Auch die breite gesellschaftliche Aufstellung in der Bewohnerschaft ist interessant.

„Am besten hat uns gefallen, dass die Progeno den Genossenschaftsgedanken so pragmatisch und unternehmerisch umsetzt.“

Was fasziniert Euch an dem Gedanken einer Genossenschaft?

Barbara: Die Genossenschaft ist eine bezahlbare Alternative in der Stadt zu leben und nicht irgendwo weit draußen auf dem Land.

David: Die Genossenschaft hat das Potenzial, das Leben des Einzelnen auf pragmatische Art zu erleichtern. So braucht nicht jeder ein eigenes Arbeitszimmer – oder es gibt zum Beispiel einen gemeinsamen Waschsalon. Es ist auch spannend, dass wir jetzt schon die anderen Mitwohnenden im Entstehungsprozess unserer Häuser kennenlernen. Außerdem ticken die alle ähnlich wie wir. Man wächst schon vor dem Einzug zusammen, anders als bei einer gekauften Eigentumswohnung in irgendeinem Gebäude.

„Die Konsensfindung ist schon manchmal wirklich langwierig und schwierig. Wir selbst sind da oft nicht so verbissen.“

Was ist schwierig für Euch?

Die Konsensfindung ist schon manchmal wirklich langwierig und schwierig. Wir selbst sind da oft nicht so verbissen. Die prekäre Parkplatzsituation belastet uns aber schon, weil wir auch zwei Autos haben.

Barbara: Mein eigenes Auto ist mir wirklich sehr wichtig, da kämpfe ich auch für den Erhalt. (David lacht). Oft sind mir die Themen wie z.B. die Verteilung von Steckdosen auch zu kleinteilig.

David: Insgesamt sind wir aber auch entspannt, weil vieles sich schon noch einrenken wird.

Freuen sich über das Gemeinschaftsgefühl in der Progeno eG: David und Barbara Weber mit ihren Kindern Emilia (7) und Leon (2)

Wo seid ihr denn jetzt konkret engagiert?

David: Ich habe im AK Verein mitgewirkt, und wir haben inzwischen auch einen eigenen Verein gegründet. Daneben bin ich im AK Mobilität engagiert, in dem wir versuchen ein Mobilitätskonzept umzusetzen. Unser größtes Problem seit Anbeginn sind die fehlenden Stellplätze gewesen. Wir haben da viele Varianten diskutiert, streben aber jetzt einen ausgewogenen Mix zwischen privaten Stellplätzen und Sharing-Stellplätzen an. Neben dem klassischen Sharing soll auch das neue Konzept Shared-Leasing zum Tragen Kommen. Das klassische Sharing-Konzept ist nämlich finanziell für Pendler (wie Barbara) völlig unattraktiv und viel zu teuer. Wir wollen über einen Dienstleister Autos leasen, die man dann für feste Zeiten wie das Pendeln, z.B. Montag bis Donnerstag, buchen kann. Wir sind bereits mit Isarwatt darüber im Gespräch und wollen auch noch andere Genossenschaften mit ins Boot holen.

Barbara: Ich bin hauptsächlich mit meinen Kindern beschäftigt, aber auch an den Themen der Computer-Lounge und der Außenanlagen interessiert.

Wie seht Ihr die Zukunft der Progeno?

In einem unserer Workshops wurde das Thema „Qualitatives Wachstum“ besprochen. Ich sehe in München einen großen Bedarf an Wohnungen, und die Progeno hat da auch ein gutes Konzept. Da nehmen wir auch ein Stück gesellschaftliche Verantwortung wahr, andererseits müssen wir auch die Balance halten, dass wir nicht irgendwann zu groß werden und nur noch das Business im Vordergrund steht. Da geht dann schnell das Menschliche verloren. Jetzt kann man sich noch gut ins Projekt einbringen, auch wenn Demokratie da nicht immer ganz leicht ist. Wir können immer wieder über unsere Ideen diskutieren, und das wird sich am Ende für uns alle auszahlen.

Claudius Wolfrum | Fotos: Barbara und David Weber

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