Nach drei Jahrtausenden wird das Siedlungsgebiet in Freiham wiederbelebt
Vor etwa 3.000 Jahren in der späten Bronzezeit wohnten schon Menschen auf Flächen in WA4 und WA9 in Freiham. Die archäologischen Nachweise von Häusern und Brunnen zeugen davon. Jetzt werden die Areale wieder besiedelt. Der Spatenstich der Progeno erfolgte im November und es wird schon fleißig gebaut.
10 Häuser und einen Brunnen konnten die Archäologen bei den Ausgrabungen auf dem relativ kleinen Grundstück der Progeno in WA4 in Freiham nachweisen. Aus dem Brunnen förderten sie auch einige Scherben von Alltagsgegenständen zu Tage. Die Funde bei uns und auf dem westlichen Nachbargrundstück der GWG belegen: Das Gebiet war schon einmal dicht besiedelt. In WA9 war die frühgeschichtliche Bebauung nicht so ausgeprägt. Aber auch hier konnte anhand der Pfostengruben der Standort eines Hauses am nördlichen Ende des Grundstücks ermittelt werden.

Zugeordnet haben die Fachleute die Funde in WA4 der Urnenfelderkultur. Sie war die in Mitteleuropa am weitesten verbreitete Kultur der späten Bronzezeit von 1300 bis 800 vor Christus. Der Name kommt von der Bestattungsart der Menschen, die verbrannt und in tönernen Urnen beigesetzt wurden. Die Siedlungen dieser Epoche waren 20 bis 30 Hektar große Areale, die oft von einem Wall-Graben-System geschützt worden waren. Die Wohn- und Gemeinschaftshäuser aus Holz waren meist zweischiffige Gebäude, wie sie auch mehrfach auf WA4 nachgewiesen werden konnten.
Spatenstich auf WA4 coronabedingt in kleinem Kreis
Nun kehren Menschen auf das vorgeschichtliche Siedlungsgebiet zurück. Nennen wir die Art „Progenensis“ – vom Typ her friedfertig, weltoffen, multikulturell, geduldig und diskussionsfreudig. Im November 2020 fand der Spatenstich von auf WA4 statt. Coronabedingt nur in kleinem Kreis mit dem Progeno-Vorstand, Architektenteam und den Vertretern des Generalunternehmers Geiger Bau. Unser Vorstandschef Philipp Terhorst freute sich über das Erreichen dieses Meilensteines: „Wir haben jetzt fast den vierjährigen Projekt-Geburtstag hier in Freiham. Jetzt kommt das spannende restliche Drittel, wo sichtbar etwas passiert. Ich hoffe, dass es jetzt zeitnah vorangeht, damit wir bald mit dem Beton starten können.“

Oberbauleiter Michael Stark vom Generalunternehmer Geiger-Bau sagte beim Spatenstich: „Die Erdbauarbeiten sind auch bei Minus-Temperaturen kein Problem. Bei strengen Frost kann es Verzögerungen geben, wo die Arbeiten still stehen.“ So kam es dann auch. Allerdings hielt sich der Stillstand wegen der Frostperioden im Januar und Februar in Grenzen. Zwei Wochen habe man verloren, die wieder problemlos hereingeholt werden können, ist aktuell aus der Bauleitung zu hören. Sie geht davon aus, dass im August der Rohbau in WA4 und im Oktober in WA9 steht. Falls es so kommt, könnte das Richtfest früher als in dem in den Meilensteinen angegebenen Termin Dezember 2021 stattfinden.
Voll des Lobes ist auch das Stadtteilmanagement Freiham über den Baubeginn bei uns. In einem Facebook-Eintrag ist zu lesen: „Die erste Genossenschaft hat in Freiham mit dem Bauen begonnen. Die Progeno Wohnungsbaugenossenschaft baut an der Ute-Schrittmatter-Straße 30 Wohnungen und an der Gustl-Bayrhammer-Straße weitere 74 Wohnungen.“
Steinsammel-Aktion am Monte Progeno und Zeitkapseln für die Nachwelt
Auf den beiden Baustellen sind die Baufortschritte schon deutlich sichtbar. Im Februar wurde in WA4 mit den Betonarbeiten für das Fundament begonnen. In WA9 wurden in der letzten Februarwoche die letzten Erdarbeiten abgeschlossen und beiden Kräne aufgestellt. Auf der anderen Seite in der Gustl-Bayrhammer-Straße ist auf dem angemieteten Gelände der „Monte Progeno“ in den Himmel gewachsen. Hier wird der Aushub für beide Baufelder gelagert.

Die Baugruppe Freiham hat dort am 20. Februar 2021, initiiert von Patrick Haggenmüller, eine Steinsammel-Aktion durchgeführt. Die Fundstücke werden zwischengelagert und daraus sollen später „Stoamandl“ (hochdeutsch „Steinmännchen“) gebaut werden, die dann auf den Freiflächen in WA4 und WA 9 als Kunstwerke aufgestellt werden sollen.
Da es wegen den Corona-Einschränkungen keine offizielle Grundsteinlegung gegeben hat, wurden bei dem Aktionstag auch zwei staub- und wasserdichte, langlebige Behälter mit Erinnerungsstücken aus unserer Zeit für die Nachwelt befüllt. Darin konnten die künftigen Bewohner kleine persönliche Gegenstände, Bilder oder Briefe deponieren. Außerdem enthalten sie jeweils ein signiertes Gruppenfoto auf alterungsbeständigem Fotopapier vom Welcome-Event der Baugruppe und eine M-Disc, auf der Dokumente der Progeno zum Bauprojekt, Grundrisse, Fotos und die Grabungsberichte der Archäologen gebrannt wurden. Diese M-Discs haben eine Lebensdauer bis 1.000 Jahre.

Die beiden „Zeitkapseln“ hat das Bauunternehmen in die Grundmauern der Gebäude in WA4 und WA9 einbetoniert. Wenn die Bewohnerinnen und Bewohner in Freiham eingezogen sind, werden an den Stellen an der Mauer kleine Metallschilder angebracht, die auf die Zeitkapseln hinweisen.
