Mein Corona Moment

Welchen Einfluss nahm Covid 19 auf unser Leben in der Genossenschaft?

Wir fragten im Vorfeld alle Genossinen und Genossen nach ihren ganz persönlichen Erfahrungen mit einem Jahr Covid19, mit der Bitte verbunden ein paar Zeilen für unser Magazin zu schreiben.

Vielen Dank hierfür!

Sekundenglück
Karla F. versucht Musik ins Spiel zu bringen:

Ich habe in diesem Jahr erneut gelernt: Innezuhalten, über das Leben nachzudenken und Prioritäten zu erkennen. Es ließen sich neben all den Sorgen und schweren Gedanken auch Glücksmomente erleben! Ich bin z.B. zum zweiten Mal Oma geworden, Meta hat eine kleine Schwester Willa bekommen!! Gute Nachrichten erlebte ich als eine Art  „Sekundenglück“, ganz so wie in dem Song gleichen Titels von Herbert Grönemeyer. Er hat dieses warme Gefühl eines solchen „Sekundenglücks“ wunderbar umschrieben mit „Du denkst dein Herz schwappt über“! Mich hat das zwangsweise Innehalten im vergangenen Jahr sensibel gemacht für diese vielen, eher kleinen, unspektakulären schönen Momente des Leben!

Zum Reinhören und genießen von Glücksmomenten
https://www.youtube.com/watch?v=RWYx9No2hbo

Die Umarmungen werden wieder kommen!
Das versprach uns Kristina W., sie schrieb:

Ein Corona-„Moment“? Schwierig! Corona lässt die Zeit verschwimmen. Die Tage dauern endlos, in ihrer Gleichförmigkeit. Immer zu Hause, nichts Neues zu entdecken, der Radius so klein. Und dann rast die Zeit. So viel zu tun, dieser Alltag dauernd, rundherum. Erst rückblickend gibt es doch Momente. Lachende Kinder auf Inlineskates, das Baby, das zum ersten Mal in die Sonne blinzelt. Der Augenblick, in dem man sich umarmen würde, wenn man denn könnte – und beide wissen es. Das ist vielleicht der schönste und schlimmste Corona-„Moment“. Wenn die Sehnsucht nacheinander sich in den Augen zeigt. Halt durch, sagen wir uns dann ohne Worte. Die Umarmungen werden wieder kommen!

So kann es dann aussehen! (Foto: unsplash.com)

I am going green!
Davon berichtete uns Christine N.:

„Ganz am Anfang, im Frühjahr 2020, als die Coronazeit noch voller Ängste und Unsicherheiten war, hat mir eine Nachbarin zum ersten Mal von den „Microgreens“ erzählt. Natürlich kannte ich Sprossen schon von meiner Arbeit im Bioladen, aber was da auf mich zukam, war etwas komplett Anderes.
Und verbunden mit der Unsicherheit, ob und wie wir uns beim Einkaufen anstecken können (außerdem entstand in mir der Wunsch nach Unabhängigkeit, wir wussten ja nicht ob unser Gemüse den weiten Weg aus Spanien oder der Karibik zu uns schafft), entstand in mir eine vollkommen neue Leidenschaft.
Fast 1 Jahr und 2 Online-Kongresse über Sprossen, Microgreens, vertikales Gärtnern auf dem Bio-Balkon später, herrscht langsam ein grünes Durcheinander in meiner Küche. Überall keimt es – Alfalfa, Grünkohl, Radieserl, Rucola, Basilikum, Koriander, Rosenklee, Lein, Erbsen und vieles mehr. 

„Home Gardening“: So schaute es sicher auf vielen Fensterbänken aus! (Foto: Christine N.)

Ich warte sehnlichst, dass mein Sohn mir kleine Kalebassen und Kokosnussschalen aus Ghana mitbringt, so dass ich die unansehnlichen Plastikschalen aus dem Supermarkt als Pflanzschalen entsorgen kann. Ein Entwurf für ein dekoratives Pflanzenregal für meine neue 1-Zimmer-Balkon-Wohnoase in Freiham ist auch schon fertig.
Und da ich wie so viele in dieser Zeit, gerne besondere Kochrezepte ausprobiere, kann ich euch sagen … es ist eine leckere, wunder“Same“ Microgreen-Welt.

I am going green!“

Ein wenig wie eine Schwangerschaft
So empfindet es Oksana S.:

„Vielen Dank für eine schöne Anregung. Ich finde es immer spannend, über die Sachen zu reflektieren, die Dank Corona in Erinnerung bleiben. Vor allem über positive Veränderungen: Zum Beispiel arbeiten im Home-Office, hätte ich mir früher nie vorstellen können. Mittlerweile ist es eine Routine und die ersparte Zeit nutze ich gerne für das Lesen beispielsweise. Definitiv bleibt aber auch das gleichzeitige Home-Office und Home-Schooling als Horror-Kombination in Erinnerung! Stress, Zweifel, Müdigkeit und Unwissen, wann es endet …

„Es wird ein Ende geben!“

Ich finde es faszinierend, wie schnell man sich an die neuen Lebenssituationen gewöhnt hat. Lock down 1, Lockdown 2 … Jeder weitere Lockdown wird, so scheint es mir, leichter angenommen. Typisch Menschen! Ich vergleiche Corona-Zeit lustigerweise mit der Schwangerschaftszeit. Alles in der Schwangerschaft ist anders und es fühlt sich spätestens nach 3 Monate an wie normal. Der Bauch wächst, das Schlafen wird unbequemer, das Gewicht nimmt zu. Nichtdestotrotz wissen Schwangere, dass die Phase mit ihren Unbequemlichkeiten vergeht und der Körper wird wieder wie normal, wie vor der Schwangerschaft. Genauso fühlt es sich in der Corona-Zeit an: eingeführte Einschränkungen, neuer erschwerter Alltag, man weiß, man muss durch. Es wird ein Ende geben! Es wird alles wieder normal. Und es bleiben nur Erinnerungen über Corona, hoffentlich … Allerdings ist die Dauer bei Covid 19 länger als 9 Monate. Ich werde noch Paul und Lina fragen, was sie über diese spannende Zeit für immer erinnern werden!“

Unser Gemeinschaftsraum bot den Kindern Platz für manch ein kreatives Spiel! (Foto: Claas Gudehus)

Was werde ich erinnern?
Claudia H. lieferte uns Einblicke ins ganz Persönliche:

„Meinen Geburtstag im März habe ich noch gefeiert wie jedes Jahr. Mit dem Freundeskreis, den Nachbarn, vielen Umarmungen, und Verabredungen zu gemeinsamen Unternehmungen.
Im Lockdown unter der Woche im Home-Office. Herrlich – wollte ich schon immer! Ein digitaler Ruck, der uns beweisen ließ, was letztlich vor allem die Führungsmannschaft immer bezweifelt hatte, nämlich dass ein Blatt auch entstehen kann, indem Mitarbeiter von zu Hause aus eigenmotiviert ihren Job tun.

„Home-Office. Herrlich – wollte ich schon immer!

Das ist nicht Claudia H. die sich über die Chance Home Office freute … ob diese junge Mutter ebenso angetan war, wissen wir nicht! (Foto: unsplash.com)

An den Wochenenden habe ich dann ausgelotet, was noch geht. Ausstellungen besuchen gehörte dazu. Also war ich in der Stuck-Villa. Die eigentlich angepeilte Ausstellung fand ich enttäuschend, dafür die Tapisserien überraschend toll. Jetzt schön einen Kaffee trinken und darüber sich austauschen … Allein, ich war ja alleine unterwegs. Single. Kein automatischer Kontakt. 
Da kam erstmalig der Frust auf: niemanden zu haben, der meine Begeisterung teilt, mit dem ich Pläne machen könnte, der mich mal in den Arm nimmt. In diesem Moment beschloss ich, mich mit der Thematik Dating-Profile zu beschäftigen. Wurde ein ereignisreiches Jahr …“

Auf geht`s! Wir krempeln jetzt die Ärmel hoch
Patrick H. berichtete uns von seiner Impfung:

„Ich war gestern beim Corona Impfen. Das ging ganz einfach, unter https://impfzentren.bayern/ registrieren, alle Daten eingeben und abschicken. Ein paar Tage später bekam ich eine Mail mit der Aufforderung mir meine Termine auszuwählen. Mir wurde hier auch ein Impfstoff und ein Impfzentrum zugewiesen. Man muss jetzt gleich den ersten und zweiten Impftermin vereinbaren. 3 Tage später war es dann soweit.
Das Zentrum war in der Messe Riem, hier ist in einer Halle ein riesiges Impfzentrum aufgebaut. Erst kommen ein paar Sicherheitschecks, dann die Registrierung und Impfaufklärung. Ein wenig Papierkram und schon steht man in der Schlange seines Impfstoffs. (Hier werden übrigens im Moment Biontech Pfizer, Moderna und Astrazenica verimpft.)

„Nach einem Jahr sollte Schluss sein.“

Einige werden sich jetzt wohl fragen, warum ich, mit Anfang 40 überhaupt jetzt schon geimpft werde. Das kommt einerseits durch meinen sicherheitsrelevanten Beruf und andererseits, weil meine Frau Eva schwanger ist und man hier die Familie schützen will, da Schwangere nicht geimpft werden dürfen.
Nach 10 Minuten anstehen kam ich in eine Kabine, der Arzt und die Helferin waren sehr nett, sie hat auch gleich auf meinen Wunsch hin ein Foto gemacht, Pieks, Pflaster drauf, Impfpass ausgefüllt und dann fertig. Noch kurz nach eigener Einschätzung im Wartebereich warten und das war’s.

Die Nebenwirkungen will ich hier nicht verheimlichen. Schmerzender Oberarm, Schlappheit und leichtes Fieber am nächsten Tag waren jetzt nicht angenehm. Aber das Gefühl, etwas für die Gemeinschaft getan zu haben, war überragend.

Also, melde Dich jetzt gleich noch im Impfzentrum an, und lasst uns Corona endlich zeigen, dass nach einem Jahr Schluss sein sollte.“

Karla Flügel

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