Der Jugend(t)raum

Daniel Haucke, aktueller Aufsichtsfutzi im Jugendraum, gibt Einblicke in die Aktivitäten der young generation

So meine lieben Leserinnen, Leser und Mathelehrer, die Buchstaben für eine unnötig komplexe Schulaufgabe suchen. Es geht um den Jugendraum. In Freiham gibt es seit einiger Zeit einen Raum, der für Kinder und Jugendliche ab 11 Jahren als gemeinsamer Rückzugsort gilt. Das Fort der Kinder. Das heißt so, weil seit der Eröffnung des Raumes die Kinder oft fort sind! Und zwar in diesem Raum. Dort gibt es Spiele, eine Couch, einen Fernseher, einen Kühlschrank, Lichtschalter und zum Leidwesen des ein oder anderen auch einen Putzeimer mit Zubehör.
Ich selbst finde das ja super. Ich hätte gerne einen Rückzugsort gehabt als Kind, wenn ich mal wieder alleine sein wollte. Das Problem war, ich hatte Angst alleine und habe mich dann dazu entschieden, meine Mutter mit Stofftieren zu bewerfen, eine meiner dunkelsten Stunden.
Aber ich schweife ab … Ich habe ein paar der Jugendlichen gefragt, was sie so vom selbigen halten und möchte euch meine Ergebnisse nicht länger vorenthalten. Erstmal bekam ich eine Zusammenfassung, was sie bisher so gemacht haben. Die putzigen Kleinen sind nämlich nicht nur glückliche Bewohner des Raumes, sondern haben ihn auch selbst gestaltet, teilweise finanziert und ausgestattet.

So sieht es aktuell im Jugendraum aus (Foto: anonym)

Natürlich kam ein großer Teil über Spenden von Eltern oder anderen wohlwollenden Gönnern, aber Dinge wie Farbe und Pinsel zum Streichen der Rohre (der Raum ist im Keller) haben die Kids selbst finanziert, indem sie beispielsweise Kisten geschleppt oder Müll gesammelt haben.
Da sind wir auch schon bei der Frage, was aktuell gemacht wird: Die lieben Kleinen malen ein bisschen. Aber nicht auf Papier, nein nein, weit gefehlt! Besagte Rohre werden in verschiedenen Farben bemalt, um den Raum in eine wunderbare Einhorn-Zucht-Station zu verwandeln. Okay, das mit den Einhörnern ist nur eine Theorie von mir, aber bemalt werden die Rohre trotzdem! Und zwar von den Jugendlichen selber. Natürlich unter Aufsicht eines Erwachsenen, da die Kinder Pinsel mit Farbe in die Hand bekommen und ich mir ja nicht einmal selber über den Weg trauen würde, niemand anderen an zu malen. Aber die meisten Jugendlichen sind eh vernünftiger als ich. Ist aber auch kein Kunststück!

Streicheinsatz beim 1. Freihamer Ramadama (Foto: Felizitas Mussenbrock-Strauß)

Aber wofür machen die das Ganze? Was bedeutet ihnen der Raum? Wollen die das wirklich? Oder machen die das nur, weil ihre Eltern gesagt haben: „Geh dahin, das ist bestimmt witzig. Aber vorher mach deine Hausaufgaben, schließlich gehst du gleich spielen. Aber du musst da hin.“ Auch dies ist, wie
wenn ich einen Elfmeter schieße, weit gefehlt. Die Jugendlichen treffen sich ab und an zum Spielen, gemeinsamem „Chillen“ oder auch einfach mal um einen Film anzuschauen. Durch den Jugendraum sind schon viele neue Freundschaften entstanden, wie mir berichtet wurde, was natürlich immer wichtig ist, gerade wenn sie in eine andere Stadt ziehen und wenig Kontakt haben. Auch wenn ich sagen muss, manchen gegenüber bin ich noch skeptisch, aber das kann auch daran liegen, dass sie mich bei dem Spiel Werwolf umgebracht haben. Meuterei!

Ich für meinen Teil bin sehr glücklich mit dem Verlauf der Dinge und stolz auf die Jugendlichen, dass sie sich so gut organisieren können!

Die Pläne für die Zukunft: Ja, es gibt viele. Der Raum soll weiter gestaltet werden. Nach den Rohren sollen die Wände bepinselt werden, Bilder an die Wand, vielleicht sogar eine Uhr. Auch wenn man dann keine Ausrede mehr hat, dass man vergessen hat heim zu gehen. Geburtstagsfeiern sind geplant, Übernachtungen und andere Treffen, um einen Raum zu haben, wo die Eltern nicht weinen, weil jemand Cola auf Großmutters heiliges Tischtuch mit den eingewebten Kabeljaugräten geschüttet hat. Denn der Raum ist genau dafür da: Die Jugendlichen sollen leben können, wie sie wollen! Da darf auch mal etwas verschüttet oder befleckt werden. Natürlich haben wir Regeln aufgestellt, an die sich alle zu halten haben, aber da waren alle halberwachsenen Halbgewachsenen auf meiner Seite. Sie sind sich sehr wohl bewusst, dass sie diesen Raum noch einige Jahre genießen und der nächsten Generation anständig und mit ganz viel Liebe hinterlassen wollen.
Auch wenn es manchen Eltern vielleicht noch schwer fällt, nicht die ganze Zeit ein wachendes Auge auf die Kids zu haben und den ganzen Raum mit Luftpolstern, Airbags und Leuchtstreifen, die den nächsten Notausgang markieren, ausstatten wollen, kann ich euch versichern: Die wissen, was sie tun, gehen gut miteinander um, natürlich gibt es mal Stress, aber das ist nichts, was ich nicht auch schon bei Erwachsenen erlebt habe – mit dem Unterschied, dass die Kinder nicht automatisch davon ausgehen, dass sie recht haben und sich somit sehr schnell wieder vertragen. Ich für meinen Teil bin sehr glücklich mit dem Verlauf der Dinge und stolz auf die Jugendlichen, dass sie sich so gut organisieren können und freue mich zu sehen, was in der Zukunft sonst noch so passiert.

Geschrieben von: Daniel Haucke, aktueller Aufsichtsfutzi im Jugendraum

Daniel Haucke

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