Wie funktioniert eigentlich das „Ehrenamt“ in der Progeno?
Die Progeno hat aktuell vier Mitarbeiter, davon sind drei angestellt, eine Mitarbeiterin arbeitet freiberuflich. Ein Mitarbeiter arbeitet Vollzeit, die übrigen in Teilzeit. Umgerechnet auf Vollzeitstellen sind das etwa 2 ½ Stellen. Diese Mitarbeiter bewegen in 2023 ein Umsatzvolumen von ca. 1,5 Millionen Euro, also 600.000 € pro Mitarbeiter. Der Durchschnittsumsatz im Dienstleistungsgewerbe in Deutschland liegt bei 117.000 €. Unsere Mitarbeiter bewegen also mehr als das Fünffache des Durchschnitts!
Woher kommt diese wunderbare Produktivität?
Natürlich, weil wir die besten Mitarbeiter der Welt haben! Ich meine das übrigens im vollen Ernst – wir haben wirklich ein tolles Team!
Aber abgesehen davon, liegt ein Grund für diese erstaunlichen Zahlen auch in der hohen Bedeutung des Ehrenamtes in der Progeno. Vieles, was „normalerweise“ durch bezahlte Mitarbeiter erledigt würde, machen wir in der Selbstverwaltung.
Was macht aber das Ehrenamt aus?
Ich möchte einfach einmal ein paar Thesen in den Raum stellen. Es ist eine sehr persönliche Sicht, daher freue ich mich auf Kommentare, Kritik und Ergänzungen! Es ist auch eher eine Vision, und vielleicht hinken wir in der Realität noch hinter dieser Vision hinterher – aber gerade dann wäre es wichtig, darüber ins Gespräch zu kommen.

1. Ehrenamt muss Spaß machen!
Die ehrenamtliche Tätigkeit wird ja in der Regel zusätzlich zu allen anderen Herausforderungen des Lebens übernommen und kostet Kraft. Die Energiequelle und Motivation sollten dabei aus der Tätigkeit selbst kommen. Wer partout keinen grünen Daumen hat, für den wird die Gartenarbeit immer eine Last sein; für jemand anderen ist es vielleicht sehr erfüllend. Für die eine ist das Organisieren ein Genuss, für die andere eine Qual, da sie lieber unmittelbar praktisch etwas voranbringt; der eine übernimmt gern mehr Verantwortung, der andere hilft lieber zu.
Zum Glück gibt es in der Progeno eine Fülle von sehr verschiedenen Tätigkeiten und Aufgaben, und jede Gabe ist willkommen. Und es kommt nicht auf Perfektion an, vielmehr darauf, dass alle gern mitmachen.
2. Ehrenamt muss wahrgenommen und wertgeschätzt werden!
Ich habe einmal von jemanden über eine bestimmte Tätigkeit gehört:
„Also, bezahlt für 10 € pro Stunde, würde ich das nicht machen, aber ehrenamtlich gerne!”. Ich glaube, vielen geht es so. Man macht etwas ehrenamtlich, weil man überzeugt ist, dass es sinnvoll für die Gemeinschaft ist. Aber es ist auch wichtig, dass das auch erwidert wird! Daher sollten wir uns über die vielen kleinen und großen ehrenamtlichen Tätigkeiten bewusst sein und sie immer wieder ins Wort heben. Unser Progeno Magazin ist dafür ein guter Ort, und es ist klasse, wenn wir immer wieder Autorinnen und Autoren finden, die über unsere vielfältigen ehrenamtlichen Tätigkeiten in Wort und Bild berichten.
3. Ehrenamt ist freiwillig!
Auch wenn wir alle wissen, wie wichtig das Ehrenamt ist, damit es die Progeno gibt, so ist die Freiwilligkeit doch ein ganz zentrales Element. Wir machen das alles in unserer Freizeit, und viele haben Familie, Beruf und sonstige Verpflichtungen – das Ehrenamt kommt immer noch zusätzlich dazu.
Daher müssen wir immer auch respektieren, dass jeder sich ehrenamtlich so einbringt, wie es für sie/ihn am besten passt. Und wenn die Kinder oder man selbst krank ist, freut man sich, wenn mal jemand anderer unkompliziert einspringt. Sonst ist es mit dem Spaß und der Motivation schnell vorbei.
4. Ehrenamt braucht eine gute Organisation!
Wenn ich schon Zeit und Energie ins Ehrenamt investiere, möchte ich natürlich auch, dass mein Engagement wirksam ist und nicht versickert. Da die Progeno inzwischen recht groß geworden ist, müssen wir uns gut organisieren und sicherstellen, dass alle Tätigkeiten gut abgestimmt sind. Dazu helfen die verschiedenen AKs und AGs, die Bewohnertreffen, unsere digitalen Kommunikationsformate wie Confluence und RocketChat bis hin zur jährlichen Mitgliederversammlung. Und es braucht eine gute Schnittstelle zum Vorstand und zu den anderen Mitarbeitern, so dass alle Ehrenamtlichen immer einen verlässlichen Ansprechpartner haben.
Es stellt sich aber sicher auch manchmal die Frage, wo hört das Ehrenamt auf und wo fängt eine bezahlte Tätigkeit an. Dazu ein Beispiel: Im Treppenhaus der Progeno eG streichen zwei Leute eine Wand. Beide sind Malermeister, haben die gleiche Qualifikation, und beide machen ihre Arbeit hervorragend und mit vollem Einsatz. Einer ist aber Mitglied der Progeno und arbeitet ehrenamtlich, der andere ist ein von der Progeno eG bezahlter Maler.
Wo liegt der Unterschied?
Der Unterschied liegt nicht im Umfang, der Qualifikation oder der Qualität der Arbeit. Ich denke, das ist besonders wichtig festzuhalten: Alle Ehrenamtlichen in der Progeno leisten eine hervorragende Arbeit, und sie bringen ihr gesamtes Wissen und Können dabei ein, dabei geht es auch nicht um nebensächliche Dinge!
Der Unterschied liegt tatsächlich im “Arbeitsverhältnis”: Bei einer bezahlten Tätigkeit wird ein Vertrag (Arbeitsvertrag oder Dienstleistungsvertrag) geschlossen, also ein wechselseitiges Versprechen: Arbeit / Dienstleistung gegen Geld. Beide Seiten gehen eine Verbindlichkeit ein: Die Progeno verspricht eine Vergütung, der Auftragnehmer verspricht eine Leistung.
Beim Ehrenamt darf es aus guten Gründen ein solches „Leistungsversprechen“ nicht geben, denn, wie oben schon erwähnt, muss es immer eine freiwillige Leistung sein.
Auf der anderen Seite ist es so, dass die Progeno aus verschiedensten Gründen eine verbindliche Zusage braucht, dass eine bestimmte Tätigkeit ausgeführt wird. Dass sind z.B. technische Themen, wie Aufzugswartung oder ähnliches, aber auch die Organisation der Ehrenamtlichen. Daher haben wir auch eine Mitarbeiterin, die sich genau darum kümmert.
Wer es mit dem Lesen bis hierher geschafft hat – Glückwunsch –, aber mich würde sehr interessieren, wie weit wir mit dem Thema schon sind. Ist das Ehrenamt in der Progeno schon genügend beachtet? Ist die Abgrenzung zu bezahlten Tätigkeiten allen bekannt, klar beschrieben oder gibt es noch offene Punkte? Wir freuen uns über Euer Feedback!
