Über den Stellenwert des Handwerks in der Gesellschaft
Claudius Wolfrum aus dem Prinz-Eugen-Park hat einmal im Jahr im Juni seinen großen Auftritt als Bürgermeister des Handwerkerdorfes beim Stadtgründungsfest in München. Er erzählt, wie es dazu kam, und gibt auch noch als ehemaliges langjähriges Mitglied eines Bezirksausschusses noch Tipps, wie sich die Freihamer Gehör im dortigen Gremium verschaffen können.
Ihr seid unter den ersten Siedlern im Prinz-Eugen-Park gewesen. Wie seid ihr auf die Progeno gekommen?
Das hängt damit zusammen, dass wir einige der Gründungsmitglieder schon seit über 40 Jahre kennen. Bei Gesprächen kamen dann immer wieder Themen auf wie „Sollen wir mehr zusammenrücken?“ oder „Wie machen es wir im Alter?“ und so weiter.
Nachträglich betrachtet, habt ihr die richtige Entscheidung getroffen, beim ersten Projekt von Progeno mitzumachen?
Es war auf jeden Fall die richtige Entscheidung, auch wenn es am Anfang aufregend war und man sich unter anderem überlegt, kann man es sich leisten und wie finanziert man. Wir haben davor in Solln gewohnt und das war auch sehr schön. Aber aus dem Gedanken heraus, lass uns doch näher zusammenrücken, nimmt man das alles in Kauf. Wir fühlen uns sehr wohl hier. Es sind schöne fünf Jahre gewesen. Natürlich hat die Pandemie bei den Möglichkeiten des Miteinanders einiges kaputt gemacht, aber auch da haben wir gute Lösungen gefunden. Seitdem hat sich ein zweiter Treffpunkt installiert unten zwischen Haus A und C, wo wir während der Coronakrise im Freien mit Abstand saßen. Das hat sich gehalten, es ist bis heute ein Treffpunkt geblieben. Wir haben sehr nette Nachbarn, mit denen wir uns sehr gut verstehen. Kontakte zum Südflügel haben wir weniger, der ist gefühlt etwas weit weg.
Das ist bei uns in Freiham ähnlich, durch die Trennung der beiden Baufelder. Da hat man zu den Leuten im Haus mehr Kontakt.
Aber nun zum Hauptgrund für dieses Gespräch: Du hast eine besondere Aufgabe und bist in München Bürgermeister für zwei Tage. Warum bist Du das und wie bist Du dazu gekommen?
Der Hintergrund ist, dass sich das Handwerkerdorf am Odeonsplatz im Rahmen des Münchner Stadtgründungsfestes dort seit 1985 beteiligt. Erst ganz klein, dann ist es immer mehr gewachsen. Bevor ich Bürgermeister wurde, habe ich schon einige Jahre im Rahmen der Maler- und Lackiererinnung in München am Stand mit meinen Kindern mitgearbeitet. Ich war damals Vorstand der Innung und nach einem Aufruf, wer mithelfen kann, habe ich mich gemeldet. Mir hat es immer schon Spaß gemacht, mit Menschen zu reden. Aus verschiedenen Gründen ist mein Bürgermeister-Vorgänger zurückgetreten und da hatte irgendwer die glorreiche Idee: „Fragen wir doch mal den Claudius!“ Ich kam dann völlig überraschend zu diesem Amt.

Es ist ja ein repräsentatives Ehrenamt, aber ich wurde von den Vertretern der Handwerkerinnungen gewählt. Gleichzeitig, das war mir damals ganz wichtig, haben wir das Ganze in eine rechtliche Form gebracht. Davor lief das Finanzielle über das Privatkonto meines Vorgängers und da habe ich gesagt, das geht gar nicht. Die Bauinnung und die Malerinnung haben eine Gesellschaft des bürgerlichen Rechts gegründet und ich war der Geschäftsführer der GbR. Der Titel klingt allerdings nicht so sexy, daher hieß es immer schon Bürgermeister und die Bezeichnung habe ich behalten. Dann habe ich sogar noch eine Amtskette von den Gold- und Silberschmieden bekommen und so wächst man halt in dieses Amt hinein.
Das Handwerkerdorf beim Stadtgeburtstag jedes Jahr Mitte Juni hat doch zwei wesentliche Funktionen: Erstens die Präsentation der Leistungsfähigkeit der einzelnen Innungen und zweitens die Nachwuchswerbung?
In erster Linie haben wir gemerkt, es ist mehr Repräsentation und Imagewerbung. Wir sind ja ein wichtiger Bestandteil des Stadtgründungsfestes, dadurch dass wir immer auf dem sehr schönen Odeonsplatz sein dürfen. Da kommen dann schon an den zwei Tagen ein paar hunderttausend Leute vorbei, wovon viele bei uns im Biergarten verweilen und wir vor Corona auch eine große Musikbühne hatten. Das waren Anziehungspunkte, aber auch unsere Hütten waren Anziehungspunkte und man kann immer etwas mitmachen und anschauen. Imagewerbung fürs Handwerk war immer ein großer Aspekt. Der zweite Aspekt der Nachwuchswerbung, da denken wir gerade darüber nach, ob es das richtige Format ist. Weil wir auch festgestellt haben, es kommen entweder Familien mit sehr kleinen Kindern, was grundsätzlich nicht falsch ist, weil man nicht früh genug für das Handwerk begeistern kann. Aber das verflüchtigt sich dann mit zunehmendem Alter, spätestens mit der weiterführenden Schule. Oder es kommt die zweite Gruppe zu uns und das sind ältere Leute. Auch Oma und Opa sind manchmal nicht ganz unwichtig für die Berufsfindung. Aber die Großfamilie hat nicht mehr den Stellenwert wir früher.
Wir denken tatsächlich darüber nach, erreichen wir überhaupt noch das Klientel, was für uns als Nachwuchs interessant ist, nämlich die Zehn- bis Fünfzehnjährigen. Die sind zu wenig auf dem Stadtgründungsfest vertreten. Viele kennen das Fest gar nicht oder wissen nicht das wir dort sind. Viele sagen, ich informiere mich in der Schule etc. Wir stellen uns daher die Frage, was ist die Zukunft des Handwerkerdorfes und was ist die Ausrichtung. Dazu haben wir Ende November eine große Sitzung und wir sind gespannt, wo wir da hinkommen. Weil die Fragen sind tatsächlich, ist Imagewerbung zielführend oder müssen wir uns tatsächlich neue Formate für das Handwerkerdorf überlegen, um noch mehr an den Nachwuchs heran zu kommen. Alles interessante Fragen, die ich da begleiten darf.

Wie sind Deine Eindrücke, wenn Du bei der Eröffnung auf der Bühne stehst und das Handwerk repräsentierst? Oder ist es für Dich wichtiger, mit den Leuten davor ins Gespräch zu kommen?
Das ist Beides wichtig. Wir sind sehr stolz und zufrieden damit, dass Oberbürgermeister Dieter Reiter seit Anbeginn seiner Amtszeit immer gekommen ist. Was bei seinem Vorgänger Ude nicht immer der Fall war. Wir nutzen das schon auch, um vor Publikum Botschaften an die Stadtregierung und in der Person des Oberbürgermeisters weiterzugeben. Ich spreche ja nicht allein, auch der Handwerkskammerpräsident spricht; also, es ist eine Möglichkeit mit der Stadtregierung ins Gespräch zu kommen. Wir haben es in den Jahren geschafft, ein, zwei Themen aufzugreifen und zu adressieren. Das Erstaunliche an Dieter Reiter ist ja, dass der tatsächlich dann auch politisch antwortet. Übrigens manchmal sehr zum Erstaunen seines Koalitionspartners. Er verkündet dann plötzlich bei so einer Eröffnung politische Aussagen, wo wir sagen: „Ah ja, interessant“. Diese Eröffnung ist ein kleiner Baustein, im Dialog zwischen Handwerk und Politik, der natürlich das ganze Jahr läuft, aber hier sich auf großer Bühne abspielt und nicht in irgendwelchen internen Besprechungen. Die Staatsregierung kommt mal, mal kommt sie nicht, das hängt davon ab wen man anfragt. Aiwanger war ja dieses Jahr da, ihm ist Handwerk etwas Wichtiges und er hat sich auch sehr viel Zeit genommen. Auch der Innenminister war mal da. Aber die Staatsregierung ist für uns als Münchner Innungen gar nicht so im Fokus. Uns ist wichtig, dass die kommen, die in unserer Stadt etwas zu sagen haben und wo wir in München Diskussionsbedarf haben. Sei es mit dem Kreisverwaltungs-, Kommunal-, Wirtschafts- oder Schulreferat.
Ihr seid außerdem bei einem anderen Großereignis in München sehr gut sichtbar, dem Trachten- und Schützenzug zum Oktoberfest, wo ihr auch mit den Innungen gut vertreten seid und die Leute ganz erstaunt sind, wie ihr gekleidet seid. Wie ist es dazu gekommen, dass ihr euch da beteiligt?
Das war immer wieder ein Thema, warum gehen wir bei diesem Umzug nicht mit. Unter dem Präsidenten Traublinger gab es da immer Vorbehalte. Der hat immer gesagt, das schaffen wir nicht. Wie dann Georg Schlagbauer Handwerkskammerpräsident wurde, sind wir an ihn herangetreten und der hat das nachhaltig unterstützt. Jetzt sind wir fester Bestandteil des Trachten- und Schützenzuges, obwohl wir keine Trachtler oder Schützen sind. Aber der Präsident des Festringes, die den Umzug veranstalten, hat auch dieses Jahr ganz deutlich gesagt, dass die Münchner Zünfte eigentlich in der Historie immer schon dazu gehört haben. Deshalb dürfen wir seit 2015 mitlaufen, was eher ungewöhnlich ist, dass eine Gruppe jedes Jahr mitläuft. Normalerweise wird da immer rotiert.

Wir sind immer mit 150 Handwerkern und 30 Brauern dabei. Voraussetzung ist aber, dass jede Innung eine Zunftkleidung hat. Die Berufsgruppen, die keine haben, sind auch nicht beim Trachten- und Schützenzug dabei. Wenn eine neue Innung dazukommt, schicken wir Fotos ein und fragen, ob die Kleidung ins Bild des Zuges passt. So sind in den letzten Jahren zwei, drei neue Innungen ebenfalls mit dabei. Es sind jetzt neun Münchner Zünfte dabei. Weil wir nicht mehr Plätze haben, ist das die Obergrenze. Wir sind jedenfalls sehr stolz, dass wir uns bei der Gelegenheit auf dem sieben Kilometer langen Weg der Stadtgesellschaft als Teil präsentieren können. Es ist für uns auch politisch wichtig, zu signalisieren, das Handwerk gehört in München dazu.
Zurück zu Deiner Person: Du bist Malermeister, hast aber auch ein politikwissenschaftliches Studium absolviert. Wie passt das zusammen?
Ich habe meine Ausbildung, das Abitur, meinen Meister gemacht und wurde dann selbstständig mit einem eigenen Betrieb. Ich war aber schon seit über 30 Jahren politisch aktiv und hatte immer dafür Interesse. Das hat mein damaliger Direktor am Gymnasium, Dr. Manfred Groß, geweckt. Der hat mit uns in der Freizeit politische Treffen gemacht. Da wurde mir klar, irgendwas möchte ich noch studieren. Da gab es von Jura über Kunstgeschichte bis zur Theologie verschiedene Ideen. Aber dann war klar, weil ich mich schon politisch engagiert hatte, Politikwissenschaften verbunden mit Geschichte wäre wohl das Richtige. Das hat gut gepasst und das während meiner Selbstständigkeit gemacht. Ich habe in den Semesterferien immer gearbeitet, um neben dem Stipendium auch noch Geld zu verdienen. Ich hatte das Glück, dass meine Frau mich als Studenten schon geheiratet hatte und mich unterstützt hat. Nach dem Studium war auch klar, jetzt muss Geld her. Da war die Uta hochschwanger, da blieb dann keine Zeit, irgendwo als Assistent herumzuspringen und sich für mageres Gehalt wichtig zu fühlen. Dann habe ich mich wieder ganz ins Handwerk begeben und habe die Politik als Ehrenamt weiter gemacht.
Bist Du jetzt als Malermeister noch tätig?
Nein, ich habe 2018 einen neuen Beruf aufgenommen. Ich bin Geschäftsführer des Landesinnungsverbandes des Bayerischen Maler- und Lackiererhandwerks. Ich habe meinen Betrieb, das war ein Zweimannbetrieb, aufgegeben. Das hatte schöne und nicht so schöne Auswirkungen. Man ist gerne selbstständig und auch der Kontakt zur Kundschaft hat mir sehr viel Spaß gemacht. Andererseits, in der Mitte des Lebens überlegt man sich auch, jetzt hat man noch 20 Jahre Berufsleben vor sich. Würde heißen, noch 20 Jahre auf Baustellen herumzurutschen. Ich war schon ehrenamtlicher Vorstand in der Innung. Außerdem das Politikstudium und Engagement in der Politik hilft einem in der Verbandsarbeit, weil das ja auch ein Stück Politik ist. Ich bin jetzt sehr glücklich, bin noch bei dem Malermeisterinnen und Malermeistern, bin auch gleichzeitig in der Verbandspolitik.
Ein riesiger Vorteil, wenn die sehen, da kommt nicht einer daher, der noch nie einen Pinsel in der Hand gehabt hat.
Für mich eine schöne, gelungene Kombination. Das Gute ist auch, dass mich die ehrenamtlichen Vorstände in Bayern weniger als Verbandsfunktionär wahrnehmen, sondern als Kollegen. Weil ich weiß, wovon ich rede, weil ich das selber schon gemacht habe. Das ist ein riesiger Vorteil, wenn die sehen, da kommt nicht einer daher, der noch nie einen Pinsel in der Hand gehabt hat und erzählt uns jetzt etwas von der Farbe.
Wie kommt ihr als Verband an in der Politik?
Es geht nicht darum, dass wir für uns irgendwelche Vorteile raushauen. Es geht darum, die Politik immer wieder daran zu erinnern, wer dieses Land zusammenhält, es aufbaut und am Laufen hält. Das ist ganz wesentlich das Handwerk und der Mittelstand. Zum Beispiel haben unsere Handwerksverbände bei der Bayerischen Staatsregierung durchgesetzt, dass es an allen weiterbildenden Schulen den verpflichteten Tag des Handwerks gibt, wo sie sich mit dem Thema beschäftigen müssen. Oder besser gesagt, dürfen. Wir sehen auch eine große Chance, das hat auch dieses Jahr schon ganz gut geklappt. Da muss man natürlich überlegen, wie macht man das und da gibt es ganz viel, was wir noch entdecken. Aber da fühlen wir uns in Bayern sehr stark unterstützt und auch stark gefördert. Bis hin, dass der Meisterbonus angehoben wurde und dass die Berufsbildungszentren der Kammern weiter ausgebaut werden – in Richtung moderne Technologien, weil das Handwerk nicht stehen geblieben ist. In vielen Bereichen ist der Computer, teilweise auch die Robotik inzwischen angekommen. Wir werden auch bei der Handwerksmesse gefördert, wo wir gut vertreten sind. In Bayern kann ich mich wirklich nicht beklagen. Wenn ich mir anhöre, wie das in anderen Bundesländern zum Teil noch immer ist, dass nicht angekommen ist, dass das Handwerk Zukunft hat und das es gleichwertig mit dem Studium ist.

Du hast schon angesprochen, dass Du auch politisch engagiert bist. Du bist …
… in einer großen bayerischen Volkspartei.
Was sind da Deine Schwerpunkte? Auch Wirtschaft und Handwerk?
Ich habe ganz klassisch im CSU-Ortsverband angefangen, war dann 20 Jahre mit einer kleinen Unterbrechung Vorsitzender, dann ist man auch im Kreisvorstand. Dann war ich 15 Jahre gewähltes Mitglied im Bezirksausschuss Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt. Da war ich am Schluss dann erster stellvertretender Vorsitzender. Also, wo man sich wirklich um die lokalen Themen im Stadtviertel kümmert. Es war spannend, aber auch teilweise frustrierend, weil man dann doch merkt, dass man teilweise nur am Katzentisch sitzt und der Stadtrat dann doch entscheidet, was er will. Das habe ich dann aufgegeben, wie wir weggezogen sind. Dann habe ich meinen Schwerpunkt in der Mittelstandsunion, dem Wirtschaftsflügel der Union, entdeckt. Ich bin da Bezirksvorsitzender in München und sitze im Landesvorstand.
Wolltest Du schon mal ein politisches Mandat übernehmen?
Ich habe schon zweimal für den Stadtrat kandidiert und einmal für den Bundestag. Meine Kandidaturen für den Stadtrat sind an dem Geld gescheitert. Jeweils zu dem Zeitpunkt, wo ich weiter vorne in der Liste hätte kandidieren müssen, war die Finanzierung des Wahlkampfes eine riesige Hürde. Das prangere ich auch immer wieder an, weil ich sage, das kann nicht sein, dass Kandidaturen nur von Reichen oder von Leuten mit guten Beziehungen gemacht werden. Das zweite Thema ist Stadtrat in München, das heißt 30 Stunden die Woche Stadtratsarbeit. Es heißt zwar ehrenamtlicher Stadtrat, es ist aber mindestens eine Halbtagsstelle. Das war als kleiner Selbstständiger mit zwei Leuten nicht darstellbar. Auch jetzt wäre es nicht möglich, dass ich nur noch Teilzeitgeschäftsführer bin. Der Zeitaspekt und der Geldaspekt haben mich immer zurückzucken lassen, weiter vorne zu sein. Ich bin immer deutlich vorgehäufelt worden als Handwerksmeister. Ich werde auch wieder kandidieren, aber wegen meiner Lebensplanung auch wieder weiter hinten auf der Liste.

Ein Thema, was uns in Freiham beschäftigt, ist, dass wir keine Lobby haben. Aus Deiner Erfahrung im Bezirksausschuss, was würdest Du empfehlen? Wenn man Leute hier fragt, ob sie sich 2026 um ein Mandat bewerben wollen, kommt oft die Antwort, man wolle sich nicht in die Tretmühlen der Parteien begeben, wo man sich erst mühsam in der Hierarchie hochdienen muss.
Ich kann Euch nur raten, zweigleisig zu fahren. Ihr müsst schauen, dass ihr Euch in den Parteien als Freihamer etabliert, um eine Chance für den Bezirksausschuss zu haben. Aber die zweite Möglichkeit, die ich extensiv in der Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt erlebt habe, sind Bürgerinitiativen und Preasure-Groups, die uns zum Teil in Bezirksausschuss-Sitzungen die Hölle heiß gemacht haben. Natürlich hatten die immer Verbündete in einer Partei, nicht in meiner, aber die haben da schon was bewegt. Man kann auch als Bürger, wenn man sich zusammentut und Themen spielt, auch im Bezirksausschuss Einfluss nehmen und etwas bewegen. Jetzt weiß ich, dass in Freiham das Problem ist, dass die umliegenden Alteingesessenen uns gar nicht wollen, weil sie keine Veränderung wollen. Man muss den mühsamen Weg gehen, man muss dahin gehen, man muss ins Gespräch kommen und man muss auch erklären, was ist euer Problem. Man muss den BA einladen, macht doch mal eine Unterausschuss-Sitzung bei uns im Gemeinschaftsraum oder schlagt ihm vor, einen Ausflug zu uns zu machen. Lernt uns kennen in Freiham. Dann merken die auch, dass nicht nur Spinner da eingezogen sind, sondern auch ganz ernsthafte Leute, die ernsthafte Themen haben. So würde ich das fahren. Man wird aber nicht umhinkommen, sich im politischen System zu etablieren. Ich finde die repräsentative Demokratie auch gut. Das geht natürlich auch mit einer Wählergruppe, da gibt es viele Möglichkeiten. Aber eigentlich bietet unser Parteiensprektrum für jeden etwas. Im Bezirksausschuss können auch Kleingruppen reinkommen, weil es keine 5 Prozent-Hürde gibt.
Danke für diese wertvollen Tipps. Die letzte Frage, wo geht es Deiner Meinung nach, als einer der seit der Gründung dabei ist, mit unserer Genossenschaft hin? Sind wir auf dem richtigen Weg?
Auf der Mitgliederversammlung wurde es sehr gut dargestellt, die neuen Projekte laufen in die richtige Richtung. Natürlich ist alles wahnsinnig mühsam. Aber die Progeno wird inzwischen auch von Gemeinden außerhalb von München angesprochen, die uns gerne haben möchten. Wir müssen wachsen, damit wir unser Personal finanzieren können. Wir wollen in ein Stadium kommen, wo wir aus uns selbst heraus leben können, auch ohne Neubauprojekte. Ich bin sehr zuversichtlich, dass es der richtige Weg ist. Wir werden professioneller werden, die Selbstverwaltung ist wichtig, aber wir brauchen auch einige Profis. Da stellen wir uns auch richtig auf. Ich bin sehr froh, dabei zu sein. Wo uns der Weg mal hinführt, wir werden sehen. Wir sollten darauf achten, dass der Progeno-Spirit erhalten bleibt, dass wir eine aktive und mitwirkende Genossenschaft sind. Das wir immer wieder auf das Soziale und auf das Miteinander schauen.
Das ist ein schönes Schlusswort, vielen Dank für das aufschlussreiche Gespräch.
Robert Allmeier, Fotos Renate Langwieder
