Interview mit Silvia Renauer über die Bürgerdialoge beim BR
Silvia ist Redaktionsleiterin beim Bayerischen Fernsehen und dort für die Bürgersendungen und Gespräche verantwortlich. Sie erzählt, was sie da alles erlebt, und verrät auch, dass sie für ihre journalistische Arbeit schon einmal den begehrten Grimme Online Award bekommen hat.
Silvia, Du wohnst mit Deiner Familie im Prinz-Eugen-Park. Wie seid ihr zur Progeno gekommen?
Mein Mann und ich haben damals in Giesing in der Perlacher Straße mit 64 Parteien in einem Hochhaus gewohnt. Dort war auch Philipp Terhorst Bewohner. Den Philipp habe ich dann irgendwann einmal im Aufzug getroffen, ohne eigentlich wirklich zu wissen, wer das ist. Ich war schon sichtlich schwanger, und er hat dann mich angeschaut und gemeint: Wenn ihr ein Baby bekommt, müsst ihr euch doch sicherlich vergrößern. Später kam er zu uns, hat seinen Laptop aufgeklappt und uns in einer ausführlichen Präsentation die Progeno erklärt. Danach haben wir gemeint, entweder ist das eine totale Scharlatanerie oder einfach genial. Wir mussten sehr schnell entscheiden, ob wir uns interessieren.
Nach dem ersten Infoabend waren wir uns immer noch nicht so ganz sicher, ob das wirklich seriös ist. Das lag auch daran, dass ich zu dem Zeitpunkt beruflich viele investigative Recherchen gemacht hatte – zu Lug und Betrug und zu Schneeballsystemen aller Art zur Geldanlage. Ich dachte, am Ende falle ich selber auf so etwas herein. Irgendwie hat uns der Philipp doch überzeugt, und wir hatten Vertrauen in ihn gewonnen. Dann hatten wir Glück, dass im Prinz-Eugen-Park wer abgesprungen ist und wir sogar die Auswahl aus zwei Wohnungen hatten, wo wir uns für eine entschieden. Für uns war es der ideale Standort, denn unsere Eltern wohnen im Münchner Osten, mein Mann und ich arbeiten in Riem und Freimann.

Stichwort Freimann, Du sitzt hier beim Interview gerade in Deinem Büro. Beruflich bist Du Redaktionsleiterin beim Bayerischen Fernsehen. Für welchen Bereich bist Du zuständig und für welche Sendungen verantwortlich?
Meine Redaktion heißt „Bürgersendungen und Gespräche“, klingt zwar ein bisschen angestaubt, ist aber eine Redaktion, die immer schon mit der Zeit geht, weil Gespräche nie aus der Mode kommen. Meine Sendungen sind die Münchner Runde, „Jetzt red i“ und der Sonntagsstammtisch. Ich bin vor 3 ½ Jahren Redaktionsleiterin geworden. Vorher war ich nur für die Münchner Runde und jetzt bin ich für alle drei politischen Gesprächssendungen zuständig.
Was sind die Aufgaben einer Redaktionsleiterin und wie viele Personen unterstützen Dich da?
Ich habe drei Teams mit drei Redakteuren, die für die Sendungen inhaltlich verantwortlich sind. Die arbeiten als Chefs vom Dienst. Das heißt, die bereiten mit den freien Mitarbeiterteams die Sendungen inhaltlich vor. Wir überlegen uns, was wäre das Thema der Woche, beziehungsweise beim Stammtisch, was sind die Themen der Woche, und was sind die passenden Gäste dazu? Welche Politiker sind die richtigen Adressaten? Bei „jetzt red i“ sind es immer zwei aus Regierung und Opposition, meist aus Bayern und nur wenn der Bund gefragt ist, muss man auch Bundespolitiker hereinnehmen, zum Beispiel bei Themen wie Flüchtlingspolitik. Den Sonntags-Stammtisch besetzen wir immer mit einem Politiker und einem eher bunteren Gast, zum Beispiel Kabarettist, Schauspieler oder Wissenschaftler, also eine Person aus der Gesellschaft. Die Münchner Runde hat vier Gäste, jeweils zur Hälfte Politiker und Experten oder Betroffene. Insgesamt hat die Redaktion ca. 25 Leute, die meisten freie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die auch noch für andere Redaktionen arbeiten. Als Redaktionsleiterin muss ich die Dienstpläne machen, darauf achten, dass die alle richtig eingeteilt werden und muss schauen, dass ich meine Budgets einhalte. Zudem muss ich Entscheidungen treffen, wenn es um heikle Angelegenheiten geht. Zum Beispiel, lädt man die AfD dazu ein oder nicht? Ich stehe letztendlich dafür gerade.
Was unterscheidet die drei Formate inhaltlich?
Der größte Unterschied ist, bei den Bürgersendungen stehen die Bürger im Vordergrund. Das heißt, wir überlegen uns einen Ort, an den wir gehen, wo wir ein Thema gut erzählen können. Zum Beispiel, wenn ein Krankenhaus geschlossen wird, oder wenn es um Verkehrsanbindungen geht, wie beim Brenner-Basistunnel. Oder ob es um den Abschuss vom Wolf geht etc. Demnächst gehen wir in den Spessart, da geht es Pro und Contra um ein Biosphärenreservat. Oder so Themen wie der Bau eines BMW-Batteriewerks in Straßkirchen – also, da sind wir sehr nah an den Bürgern dran und bieten denen ein Forum, wo sie diskutieren können. Die Themen haben aber auch immer eine Relevanz über die Region hinaus, sonst würde es auch niemand am Fernseher anschauen wollen.

Bei der Münchner Runde ist es eher der harte politische Talk, wie wir ihn auch bei den überregionalen Formaten kennen, ob es jetzt Anne Will oder Maybritt Illner ist. Eine Runde eben, wo man sich auf der Sachebene auseinandersetzt, und wo wir auch noch eine stärkere digitale Anbindung haben. Wo wir darauf schauen, aus dem Format auch News zu generieren, wo wir digitale Ausschnitte daraus auf Social Media Plattformen veröffentlichen, damit auch dort das Publikum einbezogen und die Debatte geführt wird. Es gibt übrigens auch bei „Jetzt red i“ eine zweite Moderatorin, die Social Media abdeckt.
Der Sonntags-Stammtisch ist etwas ganz anderes. Da ging es uns immer darum, dass wir da eine Atmosphäre wie an einem Stammtisch in einem Wirtshaus schaffen, in der sich die Politiker und Prominenten gerne öffnen. Wo sie einfach das Gefühl haben, da darf ich so reden, wie mir der Schnabel gewachsen ist; manchmal auch nicht ganz politisch korrekt natürlich, wie sich das am Stammtisch so gehört. Da haben wir immer so drei bis vier Themen der Woche, die wir besprechen. Das Ziel der Sendung ist trotzdem, zum einen die Zuschauer in ihrer Sonntagsbefindlichkeit abzuholen. Viele gucken das während des Frühstücks oder beim Mittagessenkochen. Auf der Seite wollen wir damit auch politische Bildung leisten – also in einfachen Worten diskutieren.
Welches Format hat eigentlich die besten Einschaltquoten?
Der Sonntags-Stammtisch. Er hat sich inzwischen wirklich zum Erfolgsformat in ganz Deutschland entwickelt. Wir haben da am Sonntag bis zu 500.000 Zuschauer, das ist unglaublich, und teilweise 18 bis 20 Prozent Einschaltquote. Das ist auf diesem Sendeplatz am Sonntag außergewöhnlich. Das zahlenmäßig zweitbeste Format ist „jetzt red i“. Je nach Thema erreichen wir auch hier im Schnitt 200.000 Leute. Es ist aber auch ein viel umkämpfterer Sendeplatz. 20.15 Uhr ist Primetime, da ist die Konkurrenz viel höher. Hier liegen wir unter 10 Prozent Einschaltquote. Bei der Münchner Runde ist es noch einmal weniger, die ist akademischer und die härteste Kost. Um diese Zeit wollen die Leute eher Unterhaltung.
Wie hoch ist eigentlich der Anteil, die sich solche Sendungen im Internet über Streaming ansehen?
Die Streamingzahlen sind nicht besonders hoch. Es kostet uns keine Extra-Aufwände, das über Youtube oder die Mediathek zu verbreiten. Wir brauchen das auch, weil es hier die Kommentarfunktionen gibt, wo sich die Leute austauschen können. Uns ist gar nicht so wichtig, dass uns viele über digitale Medien live zuschauen, sondern dass wir es schaffen, mit den Sendungen weitere digitale Inhalte zu generieren. Also, Zitate herauszunehmen, Ausschnitte bereitzustellen, sie in Artikeln zusammenzufassen oder für den Hörfunk aufzubereiten. So bekommen dann viele Leute noch Kontakt zu den Sendungen, auch wenn sie sie nicht live gesehen haben. Die Abrufzahlen on demand sind auch nicht so gigantisch, weil Talk vor allem vom Livecharakter lebt. Hier ist die Halbwertszeit nicht besonders hoch, weil die Themen schon am nächsten Tag nicht mehr aktuell ist.
Bei „jetzt red i“ werden sehr viele ländliche Belange aufgegriffen. Wie ist denn das Verhältnis Land – Stadt? Münchner Themen habe ich eigentlich noch nicht mitbekommen.
Wir haben auch Stadt-Themen. Zum Beispiel in diesem Jahr waren wir in Würzburg zu Gast und haben über die Hitze geredet. Würzburg ist die heißeste Stadt Deutschland. Das ist dann auch wieder ein Thema, das auch die Landbevölkerung bewegt. Wir hatten da über die Winzer das Umland mit einbezogen. Wir hatten auch schon mal in Nürnberg eine Sendung, da ging es um Cannabis-Konsum, das hat nur das städtische Publikum interessiert. Das Thema „Wolf erschießen, ja oder nein?“ hat eher nur die ländliche Bevölkerung interessiert. Die erfolgreichsten Sendungen sind an der Schnittstelle, wie beispielsweise die Schließung von Krankenhäusern. Das betrifft ländliche und städtische Interessen gleichermaßen. Wo wir am wenigsten erfolgreich sind, sind Städte wie München. Da kommen die Leute nicht so leicht. Das Stadtpublikum ist so gesättigt an Events, die brauchen nicht noch eine Fernsehsendung. Je ländlicher wir unterwegs und je kleiner der Ort ist, umso mehr rennen uns die Leute die Bude ein, weil das natürlich einen Eventcharakter hat. Das schönste Erlebnis für mich ist immer, wie letztens in Au in der Hallertau, wenn man nach der Sendung mit dem BR-Teambus abfährt, und man sieht die Leute dastehen und diskutieren. In dem Moment weißt du, das hat einen Mehrwert – es geht um viel mehr als um die Sendung.

Was war bei „Jetzt red i“ die Sendung mit den meisten Emotionen, die hoch gekocht sind?
Eine, wo es wirklich hoch herging, das war zum Thema Skifahren. Wie übrigens bei allen Klimathemen. Wenn man in einem Ort ist, der vom Skitourismus lebt, und es wird darüber gesprochen, ob man sich das alles noch leisten soll, prallen die Meinungen voll aufeinander. Es war damals der Umweltminister Glauber und Richard Mergner vom Bund Naturschutz, die sich da gefetzt haben, und dazwischen die Bürger, da waren so richtig die Emotionen im Spiel. Da geht es um hohe wirtschaftliche Interessen, und da hört der Spaß dann auf.
Wie geht ihr eigentlich mit Wutbürgern oder Querdenkern um, die sich bei solchen Sendungen in den Vordergrund drängen wollen?
Bei „jetzt red i“ ist grundsätzlich Platz für alles. Was wir nicht wollen, sind Menschen, die die Realität völlig ableugnen. Ich sag mal so: Ein Impfskeptiker ist willkommen, ein Coronaleugner nicht. Das sind die Unterschiede. Es läuft immer so, dass wir über die örtliche Presse einen Aufruf machen, sich telefonisch anzumelden, wer kommen will. Es gibt ein Vorgespräch am Telefon, wo sie gefragt werden, wo drückt der Schuh? Parallel machen wir einen Verteiler an Vereine, an politische Gruppierungen usw., um das breit zu streuen. Wir machen einen oder zwei Tage vor der Sendung einen Infoabend, wo wir die technischen Abläufe erklären, und wo wir versuchen, die Leute ein bißchen aufzuwärmen. Weil, eine Fernsehumgebung ist eine sehr künstliche, und das verschreckt die Menschen sehr. Es hilft, wenn die sich schon einmal vorher gesehen und abgecheckt haben. Beim Telefonieren und an dem Abend finden wir natürlich heraus, ob da vollkommen Verrückte dabei sind oder nicht. Wir haben immer einen Sicherheitsdienst dabei. Wir hatten schon Fälle, wo die Polizei vor der Halle einschreiten musste, weil da eine amtsbekannte Person dabei war, die eventuell andere gefährden hätte gefährden können. Ansonsten freuen wir uns, wenn auch abseitige Meinungen dabei sind, weil wir wollen, dass da auch Platz für Überraschendes ist.
Zum Sonntags-Stammtisch: Findet der tatsächlich in der Kulisse von „Dahoam is Dahoam“ im Brunnerwirt statt?
Ja, das hat einerseits ökonomische Gründe, weil wir können eine Kulisse nutzen, die schon da ist, die nur noch ausgeleuchtet werden und mit Kameras versehen werden muss. Und der Ort hat eine hohe Bekanntheit bei den Zuschauern, viele davon Fans der Daily Soap. In diesem Fall ist es so, dass wir eine Publikumsagentur haben, die diese wenigen Karten für die wenigen Zuschauer vergibt, die an den Tischen in dem Studio erlaubt sind. Die Interessenten dafür stehen Schlange, die Warteliste ist drei Jahre alt. „Dahoam is Dahoam“ hat unglaublich viele Fans, und da profitieren wir mit.

Jetzt habt ihr kürzlich die Wirtschaftsjournalistin Anja Kohl als Stammgast mit aufgenommen. Heißt das, dass ihr in der Sendung einen stärkeren Wirtschaftsschwerpunkt setzen wollt?
Genau, sie hat eine hohe Wirtschaftskompetenz und hat vor allem auch eine richtig gute Art, komplexe Probleme zu erklären. Wir haben jetzt schon ziemlich viele positive Zuschriften von Zuschauerinnen und Zuschauern, die schreiben, dass sie sehr meinungsstark ist und alles gut erklärt. Es hilft halt auch nichts, wenn man Fachleute hinsetzt, die am Ende nicht gut debattieren können. Dann erfüllt sie auch noch sozusagen einen Regionalproporz, es ist gut, eine fränkische Stimme mit an Bord zu haben. Dadurch, dass sie in Berlin lebt, kriegt sie aber auch viel mit, was in der Hauptstadt los ist und ist dadurch eine Idealbesetzung für uns.
Nutzt es sich nicht ab, wenn immer dieselben Personen am Tisch sitzen?
Bei den vier Stammgästen, wo immer zwei an der Seite des Moderators sind, da setzen wir auf Kontinuität. Da haben wir schon in sich den Wechsel, dass jedes zweite Mal eine etwas andere Besetzung da ist. Da würden wir es unseren Zuschauern nicht zumuten, das jedes Mal zu verändern. Wie an einem echten Stammtisch ist es hier auch, dass dann nach längerer Zeit jemand mit neuen Impulsen dort sitzt.
Eine persönliche Zwischenfrage, musst Du eigentlich jeden Sonntag opfern, um selbst mit dabei zu sein?
Nein, das muss ich glücklicherweise nicht. Ich versuche natürlich, die Sendung jeden Sonntag zu sehen, damit ich gleich etwas dazu sagen kann. Aber wir haben jeden Sonntag einen Chef oder Chefin vom Dienst vor Ort. Hauptsächlich ist das die Redakteurin, die auch Leiterin des Formats ist. Ansonsten wechseln wir uns da ab.

Bei der Münchner Runde war kürzlich das Thema Landtagswahl im Fokus. Wie hast Du das empfunden, wie sich das entwickelt hat. Stichworte sind hier die starken Umfragewerte bei der AfD und die kontroversen Diskussionen um die Flugblattaffäre bei Hubert Aiwanger?
Nach der Sommerpause sind wir nicht mit den Regelformaten wie der Münchner Runde an den Start gegangen, sondern mit den BR24 Wahlarenen. Da konnten sich die Politiker auf eine andere Art und Weise darstellen. Das waren auch Bürgersendungen und witzigerweise den Auftakt als erste Sendung hat ein Wahltalk gemacht mit allen Politikern, wo auch Hubert Aiwanger dabei war. Na ja, journalistisch haben wir uns natürlich ein bisschen gefreut, dass sich endlich wieder was gerührt hat. Es drohte ja, der langweiligste Wahlkampf aller Zeiten zu werden – bis zur Flugblattaffäre. Dann hat es Spaß gemacht, das zu diskutieren und als politische Journalistin zu beobachten, wie sich das Ganze dann in einer Eigendynamik zu Gunsten von Aiwanger entwickelt hat.
Wie wird die Zukunft aussehen? Wird es hier Veränderungen beim Bürgerdialog geben?
Da darf ich den Satz zitieren „Wer nicht mit der Zeit geht, der geht mit der Zeit“. Die Bürgersendungen haben sich immer wieder neu erfunden. Die würden nicht seit über 50 Jahren bestehen, hätten sie sich nicht immer wieder verändert. Wir waren früher ja auch in den Wirtshäusern zu Gast, dann haben wir das neue Set entwickelt – die Arena, mit der man auch in Turnhallen gehen kann und wo die Bürger miteinander besser ins Gespräch kommen. In der Zukunft wird man verstärkt darauf schauen müssen, was kann man digital noch anbieten. Es gibt immer weniger lineare Zuschauer, die werden immer älter, deshalb wird die Modernisierung schon die die Richtung gehen, was kann man als jüngere Formate anbieten. Vor allem, was ganz wichtig ist: Wie kann man die Bürger aktivieren, mitzudiskutieren? Da gibt es zum Beispiel bei anderen Anstalten wie beim MDR und beim NDR ein Tool, das heißt MDR- bzw. NDR-fragt, wo man die Meinung der Leute noch besser abfragen und erfassen kann. Das würde ich mir wünschen, dass wir das bei unseren Redaktionen für den BR auch ansiedeln und die Leute noch mehr im digitalen Dialog aktivieren können.
Um das nicht zu vergessen, Du hast ja als Auszeichnung schon einmal einen Grimme Online Award bekommen.
Den habe ich 2014 zum Thema Nahost bekommen, das ist aktueller denn je! Wir haben in einem Web-Projekt auf damals revolutionäre Weise unter dem Titel „Zwischen Hoffnung und Verzweiflung, der neue Nahe Osten“ die Geschichte dort interaktiv erklärt und dargestellt. Um bei dem Thema gut mitdiskutieren zu können, ist viel Wissen vorausgesetzt und das haben wir, glaube ich, damals gut konsumierbar gemacht.

Hat sich seitdem in der Region etwas geändert?
Ja, viel und leider auch wieder nichts. Dadurch, dass der Grundkonflikt nie gelöst wurde, poppt der einfach immer wieder auf. Es gab dazwischen große Hoffnung, aber leider hat die immer wieder Dämpfer erhalten. Jetzt sieht es wieder total düster aus, das sind immer so Wellen. Wichtig ist mir, dass wir das weiterhin gut journalistisch begleiten, auch mit der Münchner Runde, wir hatten jetzt einen großen Themenabend, wo auch über Antisemitismus bei uns diskutiert wurde. Denn die Verantwortung liegt bei uns, dass wir dafür sorgen, dass die Demokratie in unserem Land keinen Schaden nimmt.
Ich darf Dir auch für die Zukunft viel Erfolg in Deinem Job wünschen. Jetzt die Gelegenheit für Deine letzten Worte.
Ich würde zum Schluss nochmal gerne den Bogen zur Progeno schlagen. Als Moderatorin bei der Progeno macht es mir sehr viel Spaß, die Leute in Dialog zu bringen. Da macht es mich immer sehr traurig, wenn Debatten einschlafen oder sich niemand mehr treffen mag. Jeder ist in seiner Bubble und ich finde es total wichtig, dass wir in unserer Verschiedenheit immer wieder zusammenkommen und uns auch aneinander reiben, wenn wir verschiedener Meinung sind. Das ist mein Herzenswunsch!
Robert Allmeier, Bilder Silvia Renauer / BR
