Was macht eigentlich die AG Biodiversität?

Im Einsatz für grüne Vielfalt auf den Dächern Freihams

Cecilia Fehlandt , eine junge Freihamerin, hat die AG Biodiversität interviewt, die sich mit Hingabe um die Pflege und Begrünung unter den PV-Anlagen kümmert. So entsteht ein Lebensraum für eine beeindruckende Artenvielfalt von Pflanzen und Tiere – von Walderdbeeren bis zu Käfern aller Art. Die Gruppe hofft auf Unterstützung durch weitere Freiwillige und einen Umweltpreis der Stadt München.

Wie kamt ihr zu der Gruppe?

Luca: Ich hatte damals in der Einteilungsliste gesehen, dass viele Gruppen schon gefüllt waren und die „AG-Biodiversität“ noch nicht, daher habe ich mich eingetragen. Zunächst war mir nicht klar, was genau die Aufgaben der Gruppe sein werden. Die Idee, unsere grünen Dächer zu bewirtschaften und zu gestalten, hat mich neugierig gemacht. 
Czarina: Um ehrlich zu sein, hatte ich die Vorstellung, dass auf den Dächern, neben der PV Anlage eine Art Freiluft-Garten mit Teichen wäre, die es zu pflegen gilt und ich nebenbei noch etwas über Pflanzen, insbesondere insektenfreundliche, lernen würde. Und da noch Platz in dieser AG war, habe ich mich eingetragen. 
Kerstin: Anfangs konnte ich mir noch nicht so viel unter der „AG-Biodiversität“ vorstellen, doch da ich das Thema spannend fand und etwas Neues ausprobieren wollte, entschied ich mich kurzentschlossen, noch vor unserem Umzug nach Freiham AG-Mitglied zu werden.

Wie habt ihr euch personell aufgestellt?

Wir, das „Greenteam“ bestehend aus vier Bewohnerinnen: Czarina, Luca, Jelena und Kerstin.
Zusammen kümmern wir uns um die vier Dächer der Progeno in Freiham. Das ist eine Menge Arbeit für nur vier Personen, deshalb hilft nun auch derzeit Cecilia mit.

Welche Arbeiten genau verrichtet ihr am Dach?

Unsere Arbeitseinsätze beginnen jährlich im April und dauern bis Ende Oktober. Mehrmals im Monat geht es dann für 2-3 Stunden auf die Dächer. Die erste und wichtigste Aufgabe, bevor wir auf das Dach gehen können, ist das Planen und Vorbereiten unseres Einsatzes. Mit dem Aufstieg auf die Solardächer sind viele Verletzungsrisiken verbunden, die wir mit unserer Schutzausrüstung, bestehend aus Helmen, Knieschonern und Handschuhen zu umgehen zu versuchen.
In gebückter Haltung, kniend, gelegentlich auch liegend, versuchen wir zu groß gewachsene Pflanzen am Durchwachsen der Photovoltaikanlagen zu hindern und entfernen große Mengen an „Beikraut“. Wir spannen Sisal-Seile, um eine Art Bewässerung zu schaffen, pflanzen, führen kleine Reparaturen zum Beispiel an den Teichen durch und legen Komposthaufen an.
Daneben protokollieren wir unsere Einsätze mit vielen schönen Bildern auf Confluence.
Schaut doch gerne vorbei. 🙂 

Was motiviert euch, euch einzubringen?

Luca: Zunächst finde ich unsere kleine Gruppe total klasse und arbeite gerne mit allen zusammen. Außerdem ist es eine wichtige Aufgabe, damit unsere eigene Stromerzeugung funktioniert.
Nach wie vor finde ich es spannend zu beobachten, wie sich die Dächer entwickeln und wie möglichst viel Grün entstehen kann. 
Czarina: Die Tatsache, an einem mehr oder weniger sonnigen Tag auf ausreichend „Sonnenstrom“ zurückgreifen zu können, macht ein gutes Gefühl und motiviert mich.

Was sind die Highlights?

Wir beobachten das Wachsen von kleinen Walderdbeeren, Löwenzahn, Brennnesseln, Rotklee, Disteln und vielem mehr. Auch viele kleine Nachbarn fangen an, sich auf unseren Dächern heimisch zu fühlen. Von Regenwürmern, Schnecken, Grashüpfern und Bienen bis hin zu Käfern jeglicher Art. Uns freut es zu sehen, wie sich neues Leben unter den Solardächern entwickelt und wir mit bunter Vielfalt unter grünem Strom einen Beitrag zu mehr Artenschutz, sowie Nachhaltigkeit leisten. 

Was habt ihr gelernt?

In den ersten Monaten bekamen wir von Herrn Horn (Isarwatt) und dem Gärtner Informationen rund um die Themen: Bepflanzung, Pflege und Sicherheit auf dem Dach. Mit der Zeit lernten wir in unseren Einsätzen viel Neues dazu. Wir beobachteten verschiedene Pflanzenarten, lernten die kleinen Tiere zu schätzen und verschärften unser Bewusstsein für das Thema Sicherheit.
Motivierend war auch der Vortrag zur Dachbegrünung von der VHS München. 

Was sind die besonderen Herausforderungen und Schwierigkeiten?

Da mit der Arbeit auf dem Dach viele Gefahren verbunden sind, haben wir an Sicherheitseinweisungen und -belehrungen seitens der Progeno teilgenommen, um überhaupt das Dach besteigen zu dürfen. Leider gibt es bei unseren Einsätzen sehr häufig Probleme mit dem Aufstellen der Leiter, dem damit verbundenen Auf – und Abstieg vom Dach und der fehlenden Sicherheit. Es ist immer wieder ein Kraftakt, die Dachluken zu öffnen, sie wieder zu schließen und die Leiter sicher zu befestigen. Hinzukommt, dass es unter unseren Solaranlagen zwar wunderschön grünt, das aber viel zu schnell. Nach einem Einsatz dauert es nur wenige Wochen und die Wege auf unseren Dächern wuchern zu, die zu groß gewachsenen Pflanzen wachsen durch die Paneele und wir finden tote Tauben und andere Hinterlassenschaften von ihnen.
Für vier Dächer und die ganzen Vorbereitungsmaßnahmen reichen vier Mitglieder kaum aus. Wir müssen mindestens zu zweit, besser zu dritt sein, um überhaupt auf das Dach zu gelangen, daher ist ein hoher Abstimmungsbedarf notwendig. 

Die Bewerbung zum Umweltpreis

Um die Artenvielfalt noch mehr zu unterstützen und der AG die Möglichkeit zu geben, dies auch umzusetzen, braucht es noch mehr finanzielle Mittel. Leider kann uns die Progeno in diesem Rahmen nicht helfen. Da unser Projekt, Biodiversität unter Solar-Dächer zu bringen, einzigartig ist und als Vorbild für Neubauten oder bereits bestehende Häuser dienen könnte, wurden wir auf den Umweltpreis der Stadt München aufmerksam.
Die Bewerbung ist bereits abgeschickt, jetzt heißt es Daumen drücken, damit unsere Dächer weiterhin grün bleiben.

Was wünscht ihr euch von den Bewohnern?

Unsere große Menge an saisonaler Arbeit erfordert mehr fleißige Hände. Mit vier Personen ist das kaum zu stemmen. Daher haben wir zu einem Schnuppereinsatz aufgerufen, doch leider war das weniger erfolgreich. Die Arbeit unserer AG ist für viele Bewohner durch die Tatsache, dass alle Einsätze auf dem Dach stattfinden, nicht gut sichtbar, das schottet uns von anderen AGs eher ab. Nun wünschen wir uns von den Bewohnern, nicht in Vergessenheit zu geraten und gelegentliche Unterstützung auf den Dächern. Ihr könnt auch gerne mal vorbeischauen und euch einen eigenen Eindruck verschaffen. Sprecht uns gerne an, ihr seid immer willkommen!

Cäcilia Fehlandt | Fotos: Cäcilia Fehlandt

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert